Brief von Lion Feuchtwanger an das Emergency Rescue Committee (1940)
Brief von Lion Feuchtwanger an das Emergency Rescue Committee (1940)
Be it as it may, in the meantime i have learned
very much about the great service which you, dear
Professor Kingdom, have contributed to the rescue
of refugees in France. Permit me to thank you most
cordially and without resentments, in spite of all
the misunderstandings.
Lion Feuchtwanger in einem Brief an das Emergency Rescue Committee, 26. November 1940
Diesen Brief schickte Lion Feuchtwanger am 26. November 1940, kurz nach seiner Ankunft in New York, an die Hilfsorganisation Emergency Rescue Committee, die maßgeblich an der Rettung des Schriftstellers aus Frankreich und an der Vorbereitung seiner Einreise in die USA beteiligt war. Wie aus dem Brief hervorgeht, gab es für Feuchtwanger einige Unklarheiten über die Anzahl der Helfer, die an der Aktion mitgewirkt hatten.
Den Anstoß zur Befreiung Feuchtwangers gab Feuchtwangers Frau Marta. Mit der Hilfe des amerikanischen Vize-Konsuls Miles Standish konnte sie dessen Entführung aus dem Internierungslager St. Nicholas in der Nähe von Nîmes organisieren. Standish gab den in Frauenkleidern verkleideten Feuchtwanger als seine Schwiegermutter aus, der so unerkannt die Kontrollen von französischen Beamten passieren konnte. Da die Ausreise in die USA aus dem besetzten Frankreich nicht möglich war, musste Feuchtwanger zunächst nach Lissabon gelangen. Ein Not-Visum für die USA wurde auf Initiative von Franklin D. Roosevelt auf den Namen „Wetcheek“ ausgestellt.
Das Emergency Rescue Committee wurde vom amerikanischen Konsulat kontaktiert, um bei der Ausreise von Feuchtwanger behilflich zu sein. Unterstützt wurde es von dem Pfarrer der Unitarier Waitstill Sharp. Sharp begleitete Feuchtwanger bis nach Lissabon und während der Schiffsüberfahrt in die USA. Er mietete auf seinen Namen Hotelzimmer, beschaffte Zugfahrkarten und sorgte dafür, dass der prominente Schriftsteller unerkannt blieb. Durch diesen persönlichen Kontakt war Feuchtwanger die Unterstützung durch die Unitarier vermutlich sehr präsent.