Lyonel Feininger: New Yorker Atelier, Fotografien (1939)
Lyonel Feininger: New Yorker Atelier, Fotografien (1939)
Ich habe Ende 1939 wieder mit der Malerei angefangen und mir eine Staffelei gekauft, die sämtlichen Raum in meinem kleinen Schlaf- und Arbeitszimmer einnimmt, und ich habe geduldig begonnen, das wiederaufzubauen, was ich beinahe vergessen hatte, seitdem ich das letzte Mal vor zwei Jahren in Deutschland gemalt habe.
Lyonel Feininger an Gustav Breuer, 12. Juli 1939
Seit 1938 lebte Lyonel Feininger mit seiner Frau in der Wohnung in der 235 East 22nd Street in New York. Im Vergleich zu der Wohnung im Dessauer Meisterhaus war die New Yorker Wohnung sehr klein. An den Staub und den Lärm der Großstadt konnten sich Julia und Lyonel Feininger nicht gewöhnen. Die Sommermonate verbrachte das Ehepaar auf dem Land, um der Hitze zu entgehen. Zwischen 1937 und 1945 erholten sie sich in Connecticut. Auch in Deutschland hatte Feininger die freie Zeit an der Ostsee genossen. Die Sehnsucht nach dem Meer verarbeitete er in seinen Bildern. In der New Yorker Wohnung finden sich seine See- und Schiffbilder. Maritime Motive zierten bereits das Dessauer Atelier.
Feiningers Liebe zur Musik ist in einer der Fotografien dokumentiert: In der New Yorker Wohnung befand sich ein Harmonium. Erst 1946 leistete sich Feininger wieder ein Klavier, da er den Flügel, den er in seiner Dessauer Zeit besaß, seit seinem Umzug vermisste. Die Musik spielte im Leben Feiningers, dessen Eltern Musiker waren, eine besondere Rolle: 1887 hatte er die USA verlassen, um in Deutschland ein Violinstudium aufzunehmen. Stattdessen besuchte er die Kunstgewerbeschule in Hamburg. Dennoch blieb er der Musik verbunden. Er spielte Violine und komponierte mehrere Orgelfugen.