Hans Fallada: Brief an Carl Ehrenstein (1937)

Brief: Hans Fallada an Carl Ehrenstein
Hans Fallada, Brief an Carl Ehrenstein, 7. September 1937
National Library of Israel, Archives Department, Albert Ehrenstein Archive ARC. Ms. Var. 430 3 70,  mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags

Hans Fallada: Brief an Carl Ehrenstein (1937)

Meines Wissens singen die Schwäne, wenn sie sterben, so erzählt man zum wenigsten die Sage, und der Jäger gibt es viele.

Brief von Hans Fallada an Carl Ehrenstein, 7. September 1937


Der Schriftsteller Hans Fallada konnte sich nach 1933 nie für ein Exil außerhalb Deutschlands entscheiden. Stattdessen begab er sich in eine Art "inneres Exil", verbunden mit passiver Ablehnung des NS-Systems. Resultierend daraus hatte er in den ersten viereinhalb Jahren des NS-Regimes in Deutschland vor allem die Ablehnung seiner Romane durch die Machthaber erfahren und war, als Reaktion der NS-Führung auf missliebige Romane, oft kurz vor einem Schreibverbot. Dies war auch dadurch begründet, dass sein Antrag auf Aufnahme in die Reichsschrifttumskammer – Vorbedingung für eine Tätigkeit als Schriftsteller im "Dritten Reich" – wohl absichtlich in der Schwebe gehalten wurde: offenbar ein Versuch der "Disziplinierung" des nonkonformen Autors. Die Rezeption des im Herbst 1937 kurz vor seinem Erscheinen stehenden (und höchst erfolgreichen) Romans "Wolf unter Wölfen" war noch völlig offen, erste Druckfahnen gingen aber bereits nach England an den Literaturagenten Carl Ehrenstein, der seit dem Welterfolg Kleiner Mann, was nun? ein großer Verehrer von Falladas Werken war.

Wie in vielen seiner Briefe an den jüdischen Literaturagenten in England, so erging sich Fallada auch in dem hier gezeigten in vagen Andeutungen an seine persönlich prekäre Situation in Nazi-Deutschland, etwa, wenn er über "Hagelschlag" und "Schwanengesang" spricht.

Weiterführende Literatur:
Cecilia von Studnitz: Es war wie ein Rausch. Fallada und sein Leben. Düsseldorf: Droste 1997
Jenny Williams: More Lives than One. A Biography of Hans Fallada. London: Libris 1998

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