Der gefälschte Pass von Iwan und Charlotte Heilbut (1940)

Pass: Iwan und Charlotte Heilbut
Gefälschter tschechoslowakischer Pass von Iwan (hier: Ivan) und Charlotte Heilbut, ausgestellt in Marseille am 4. September 1940
Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, Nachlass Iwan Heilbut, EB 96/182

Der gefälschte Pass von Iwan und Charlotte Heilbut (1940)

Ein tschechoslowakischer Konsul als Fluchthelfer in Frankreich

Der tschechoslowakische Konsul in Marseille war ein tapferer Mann.

Heinrich Mann, Ein Zeitalter wird besichtigt, 1973


Der tschechoslowakische Konsul in Marseille Vladimír Vochoč, der faktisch Vertreter eines nicht mehr existierenden Staates war, verhalf mit gefälschten Pässen zahlreichen Menschen zur Flucht aus Frankreich. Heinrich Mann etwa reiste mit einem solchen Pass unter dem falschen Namen Heinrich Ludwig. Iwan Heilbut wurde vom gebürtigen Hamburger und Schriftsteller zu einem Kaufmann aus dem tschechischen Sternberg. 

Heilbut hielt sich nach seiner Freilassung aus der Internierung seit Ende August 1940 gemeinsam mit Frau und Sohn in Marseille auf. Hier hoffte er, ein Einreisevisum für die USA und mit diesem dann auch die Ausreisepapiere aus Frankreich zu erhalten. Sowohl durch seine schriftstellerische als auch seine journalistische Tätigkeit galt er als besonders gefährdet, verhaftet und an Deutschland ausgeliefert zu werden. Wie viele andere Menschen befürchtete Heilbut, dass dies geschehen könnte, bevor er seine Reisepapiere erhielt. Daher entschied er sich, nach Lissabon zu flüchten und sich von dort aus weiter um das amerikanische Visum zu bemühen.

Mit der Unterstützung von Varian Fry und dem Emergency Rescue Committee (ERC) gelang es Heilbut im September 1940, sich und seiner Familie einen gefälschten tschechischen Pass zu beschaffen. Damit beantragte er ein chinesisches Visum. Mit diesem wiederum war es möglich, auf legalem Weg durch Spanien nach Portugal zu reisen, um dort auf das US-Visum zu warten.

In Lissabon kümmerte sich die Hilfsorganisation der Unitarier, das Unitarian Service Committee, im Auftrag des ERC um die Ausreiseangelegenheiten Heilbuts und vieler anderer Klienten des ERC. Der letzte Eintrag im Pass besagt, dass der Schriftsteller und seine Familie sich am 28. Dezember 1940 in Lissabon auf der Serpa Pinto in Richtung USA einschiffen konnten.

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