Stationen der Emigration Hanns Eislers, handschriftliche Notiz (ohne Datum)
Stationen der Emigration Hanns Eislers, handschriftliche Notiz (ohne Datum)
Steckbrief für Hanns Eisler
Genosse Eisler, wo steckst Du wohl,
In Moskau, New York oder an ’nem Pol?
Wir bitten Dich sehr, verton uns das.
Uns wird es schwer und Dir ist’s Spaß.
Und schick uns dann gleich die Kompositiona
Nach Madrid her und auch nach Barcelona.
Bitte Ludwig Renns an Hanns Eisler, das Lied vom 7. Januar zu vertonen, 1937
Handschriftlich hat Lou Eisler die Stationen der Emigration ihres Mannes festgehalten. Der Komponist Hanns Eisler lernte Lou 1933 kennen, als er sich in der Tschechoslowakei aufhielt. Ende 1933 besuchte sie ihn in Paris und wurde ab 1934 zu seiner ständigen Begleiterin. Daher sind ihr nahezu alle Stationen der Emigration Eislers aus persönlichem Erleben bekannt. Im Januar 1937 fuhr Eisler nach Spanien, um die Internationalen Brigaden im Bürgerkrieg zu unterstützen, indem er für sie komponierte. Darauf bezieht sich auch das kleine Gedicht von Ludwig Renn, einem Kommandeur.
Im Herbst desselben Jahres ging Eisler auf Konzertreise in die Tschechoslowakei. Er heiratete Lou am 7. Dezember 1937 in Prag. Stichwortartig listet sie in fehlerhafter englischer Sprache die häufig wechselnden Orte auf; die Schreibweisen variieren, teilweise mischen sich deutsche Worte darunter. Selbst das Datum der eigenen Hochzeit erwähnt sie im Stil einer Chronistin, nicht ohne das Scheidungsdatum Eislers von seiner ersten Frau zu nennen: „Divorced first wife May 14, 1935.“ Häufig wird Dänemark genannt; bei diesen Aufenthalten traf Eisler jeweils den Schriftsteller Bertolt Brecht, den er seit 1927 kannte. Sie setzten dort ihre Zusammenarbeit mit Werken wie dem Requiem Lenin, der Deutschen Sinfonie und verschiedenen Liedern fort.