Hanns Eisler: Deutsche Sinfonie, Partitur (1938)
Hanns Eisler: Deutsche Sinfonie, Partitur (1938)
Am 24. April 1959 erlebte Eisler in der Deutschen Staatsoper zu Berlin die Uraufführung der Deutschen Sinfonie. Dies war für ihn ein bedeutender Tag, und die Aufführung fand seine ungeteilte Zustimmung.
Jürgen Schebera in seiner Bildbiografie über Hanns Eisler, 1981
Die Arbeit an der Deutschen Sinfonie hat Hanns Eisler in verschiedenen Lebensphasen begleitet. Er begann sie auf seiner ersten großen Konzert- und Vortragsreise durch die USA im Jahr 1935. Diese Sinfonie ist ein Werk, das Eislers Exiljahren einen beständigen Grundton gab, sei es in Amerika, sei es in den Niederlanden, in Belgien oder in Dänemark. Er überarbeitete, änderte, ergänzte: Die lange und intensive Beschäftigung mit dem Werk zeigt auch, dass die Deutsche Sinfonie für Eisler eine große Bedeutung hatte.
Die Komposition ist ohne Übertreibung ein Monumentalwerk, denn Eisler schreibt für die Besetzung ein großes Orchester, einen großen gemischten Chor, drei Gesangssolisten und zwei Sprecher vor. Bei dieser Komposition hat Eisler, wie in zahlreichen anderen Werken, mit dem Schriftsteller Bertolt Brecht zusammengearbeitet. Er steuerte große Textanteile aus seinen Liedern, Gedichten und Chören zur Deutschen Sinfonie bei. Außerdem verwendete Eisler Texte des italienischen Schriftstellers Ignazio Silone. Die Symphonie ist geprägt von Chorgesang und trägt daher Eislers unverwechselbare Handschrift; seit seinen ersten Kompositionen widmete er sich dem Chor, vor allem dem Arbeiterchorgesang.
Der Titel Deutsche Sinfonie rührt bereits aus den Anfängen des Werkes her und ist eng mit Eislers Emigration verknüpft, denn wohl kein anderes Thema beschäftigte ihn in den 1930er Jahren so sehr wie der Protest gegen den Nationalsozialismus in Deutschland. Da er seine Arbeit als Komponist immer im gesellschaftlichen Zusammenhang sah, ist die Deutsche Sinfonie auch ein politisches Bekenntnis. Zurückgekehrt nach Deutschland, vollendete Eisler sie 1958. Ein Jahr später wurde das Werk in Berlin uraufgeführt.