Affidavit of Support für Hanns Eisler (1938)
Affidavit of Support für Hanns Eisler (1938)
Es dauert Monate und Monate, bis das Visum bewilligt wird, und dann betrifft es gewöhnlich eine Leiche.
Emanuel Celler, US-Kongressabgeordneter, im Jahr 1943 über die schlechten Bedingungen für Emigranten während des Zweiten Weltkrieges
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Januar 1933 begann für den Komponisten Hanns Eisler ein rastloses Exil-Leben, das ihn rund fünf Jahre lang durch verschiedene Länder Europas führte – darunter Österreich, die Niederlande, Dänemark, die Tschechoslowakei, Frankreich, Großbritannien und die Sowjetunion. Im Februar 1935 reiste Eisler anlässlich einer New Yorker Vortrags- und Konzertreise zum ersten Mal auch in die Vereinigten Staaten; im Oktober desselben Jahres kehrte er als Dozent an der New School for Social Research dorthin zurück und führte auch das von ihm vertonte Schauspiel Die Mutter auf. Bei dieser Gelegenheit gelang es dem Künstler, Kontakte zu einigen politisch links stehenden Kulturorganisationen zu knüpfen, darunter die , die mit einem Hilfsfond in Not geratene Künstler unterstützte. Deren Generalsekretärin Luise M. Sillcox stellte Eisler später das vorliegende Affidavit of Support aus.
Da sich die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Hitler-Diktatur bei Eisler inzwischen verflüchtigt hatte und ein längerer Aufenthalt in der Sowjetunion infolge der Moskauer Schauprozesse (1936-1938) nicht mehr in Frage kam, entschloss sich der Komponist zu einer dauerhaften Emigration in die USA. Weil er sein Engagement als Gastwissenschaftler an der New School im Januar 1938 wieder aufnahm, hätte ihm eigentlich das Privileg einer unbefristeten Aufenthaltsgenehmigung zugestanden; irrtümlicherweise erhielt Eisler aber nur ein auf sechs Monate befristetes „Visitors Visum“. In der Folge bemühte er sich mehrere Monate lang um eine Entfristung. Um ihn bei dieser Bemühung zu unterstützen, stellte ihm die Generalsekretärin der Authors League of America Luise M. Sillcox dieses Affidavit of Support aus. Nach seiner zwischenzeitlichen Ausweisung und Aufenthalten in Mexiko durfte er erst im Oktober 1940 offiziell in New York seinen dauerhaften Wohnsitz nehmen. Unterstützend hatten sich prominente Befürworter wie die Journalistin Dorothy Thompson für ihn stark gemacht.