Szenenfotografie aus dem Spielfilm Verfehlung (1991)

Szenenfotografie: Verfehlung
Angelica Domröse (1. v. r.) und Gottfried John (2. v. l.) im DEFA-Spielfilm Verfehlung von Heiner Carow (1991)
© DEFA-Stiftung/Rolf Baumgartner, Noreen Flynn

Szenenfotografie aus dem Spielfilm Verfehlung (1991)

Rückkehr einer Exilantin zur DEFA

Es war eine Ost-West-Geschichte, nach einem Stoff von Werner Heiduczek aus den fünfziger Jahren. Sehr einfach im Grunde: Ost-Frau trifft West-Mann. Und sie merken, wie viel Fremdes zwischen ihnen ist, wäre da nicht der Eros, der sie zueinander treibt. Bis eben hochaktuell, hatte die Wirklichkeit das Szenarium schon beinahe überholt.

Angelica Domröse, Ich fang mich selbst ein, 2003


Unmittelbar nach dem Mauerfall begann Heiner Carow, der als Regisseur thematisch provokativer Spielfilme wie Die Legende von Paul und Paula (1973) und Coming out (1989) wiederholt die DDR-Staatsführung herausgefordert hatte, mit den Vorbereitungen zu einer der letzten DEFA-Produktionen. Der Stoff, eine tragische Liebesgeschichte zwischen einer ostdeutschen Putzfrau und einem westdeutschen Hafenarbeiter, war zugleich auch ein persönlicher Abgesang auf die gerade untergegangene DDR. Die Besetzung der Hauptrolle mit dem emigrierten DEFA-Star Angelica Domröse war in diesem Zusammenhang sinnbildlich: Wie ihr fiktives Alter Ego hatte auch Domröse gegen die restriktiven Gängelungen des SED-Apparates rebelliert; seit 1980 lebte sie im bundesrepublikanischen Exil.

Der Film spielt kurz vor der Öffnung der deutsch-deutschen Grenze und ruft anlässlich eines fiktiven Dorfjubiläums noch einmal den Paraden-Pomp des untergegangenen SED-Regimes in Erinnerung. Gerührte Parteifunktionäre, Volksaufmärsche, eine Cancan-Auftritt der Freien Deutschen Jugend (FDJ) und – wie auf der dargestellten Szenenfotografie zu sehen – ein prominent platziertes Konterfei von Erich Honecker bilden die zugehörigen Insignien. In Gestalt des parteitreuen Bürgermeisters zerplatzt der Traum von einem Happy End für Domröses eigentlich unpolitische Figur Elisabeth. In ihrer Verzweiflung greift sie in Selbstjustiz zur Waffe – und wird so nochmals Opfer eines überkommenen Systems, das kurz darauf zusammenbricht: Die Wiedervereinigung erlebt sie in Gefängnishaft.

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