Angelika Domröse: Szenenfotografie aus dem Spielfilm Die zweite Haut (1981)
Angelika Domröse: Szenenfotografie aus dem Spielfilm Die zweite Haut (1981)
„Die zweite Haut“ war eine Ost-Allerweltsgeschichte über eine neue, eine zweite Haut, die noch zu groß ist, in die man erst hineinwachsen muss und nicht weiß, ob man es schaffen wird.
Angelica Domröse, Ich fang mich selbst ein, 2003
Nach der gemeinsamen Ausreise aus der DDR drehten die beiden miteinander verheirateten Schauspieler Angelica Domröse und Hilmar Thate 1981 ihren ersten Film in der Bundesrepublik für den Westdeutschen Rundfunk. Unter der Regie des DEFA-Regisseurs Frank Beyer, der in der DDR in Ungnade gefallen war, jedoch eine Arbeitserlaubnis für die BRD besaß, übernahmen sie die Hauptrollen in Die zweite Haut, einem Ehedrama, zu dem der 1979 ebenfalls aus dem Osten emigrierte Schriftsteller Klaus Poche das Drehbuch verfasst hatte. Die Originalversion des Skripts um ein einander entfremdetes Paar entstand bereits 1973, eine Verfilmung war jedoch trotz mehrerer Versuche bislang stets am Veto der SED-Kulturfunktionäre gescheitert. Aufgrund der Vielzahl von Scheidungen in der DDR galt das Thema als nicht opportun.
In Die zweite Haut spielt Angelica Domröse die OP-Krankenschwester Sandra, die sich nach Jahren der gemeinsamen Ehe mit ihrem Mann Jens bewusst wird, dass sie das Leben, das sie lebt, nicht erfüllt. Sie verlässt Mann und Kind, gibt ihre Stelle in der Klinik auf und wechselt des Geldes wegen ans Fließband. Doch ihr Anspruch auf Selbstverwirklichung führt letztlich nicht zum eigenen Glück, sondern nur zu steigendem Alkohol-Konsum und einem Selbstmordversuch. Kurz nach ihrer Emigration zeichnet Domröse das Porträt einer ostdeutschen Frau, die innerlich zerrissen ist von all den gesellschaftlichen Zwängen, die auf sie einwirken. Die abgebildete Szenenfotografie zeigt die beiden inzwischen getrennten Eheleute Sandra und Jens nach der Teilnahme an einer Beerdigung. Die räumliche Nähe überspielt ihre emotionale Distanz.