Aufenthaltserlaubnis der Dominikanischen Republik für Hilde Domin

Aufenthaltserlaubnis Hilde Domin
Aufenthaltserlaubnis der Dominikanischen Republik für Hilde Domin, gültig von 1940 bis 1946
Nachlass Hilde Domin, Deutsches Literaturarchiv Marbach, Deutsche Schillergesellschaft

Aufenthaltserlaubnis der Dominikanischen Republik für Hilde Domin

In Santo Domingo mußten wir uns entscheiden: sprachen wir nun italienisch oder deutsch miteinander. Wir entschieden uns für Deutsch, natürlich.

Hilde Domin, Selbstvorstellung bei der Aufnahme in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, 1979


Angesichts der Kriegslage entschloss sich das Ehepaar Hilde und Erwin Walter Palm im Jahr 1940, ihre zweite Exilstation England zu verlassen und nach Übersee zu fliehen. Über persönliche Kontakte bekamen sie Visa für die Dominikanische Republik. Der dortige Machthaber, der Diktatur Trujillo Molina, wollte mit der gezielten Aufnahme weißhäutiger Flüchtlinge aus Europa sein Land „rassisch aufwerten“: ein „furchterregender Lebensretter“, so Hilde Domin später. In der Aufenthaltsgenehmigung der seit 1939 staatenlosen Dichterin sind Rasse, Haut- und Augenfarbe gleich zu Beginn aufgeführt. 

Jedes neue Land zog auch die Auseinandersetzung mit einer neuen Sprache nach sich: In Italien hatte Domin die wissenschaftlichen Schriften ihres Mannes ins Italienische übersetzt, in London ins Englische, und in der Dominikanischen Republik lernte sie intensiv Spanisch, damit Palm auch hier publizieren konnte. Ihr Zugang erfolgte jeweils über die Beschäftigung mit der Lyrik des Landes – auf dem Schiff, das das Paar von England zunächst nach Kanada brachte, lasen die Palms mexikanische und argentinische Dichter, um sich auf die Dominikanische Republik vorzubereiten. Italienisch, ihre „Geheimsprache“ im englischen Exil, legten sie ab und sprachen untereinander wieder ausschließlich Deutsch.

Auf der Insel, die zu den Großen Antillen gehört, begann Hilde Domin nach dem Tod ihrer Mutter, Gedichte zu schreiben. Als diese nach der Rückkehr nach Deutschland veröffentlicht werden sollten, wählte Hilde Palm in Anlehnung an diesen ersten und für sie sicheren Schreibort das Pseudonym „Domin“.

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