Lucius D. Clay: Brief an Marlene Dietrich (8. Juli 1945)
Lucius D. Clay: Brief an Marlene Dietrich (8. Juli 1945)
In den Ruinen von Berlin, / Fangen die Blumen wieder an zu blühn, / Und in der Nacht spürst du von allen Seiten, / Einen Duft als wie aus alten Zeiten.
Marlene Dietrich, Ruins of Berlin, 1948
Marlene Dietrich war seit 1931 nicht mehr in Deutschland gewesen, der Kontakt zur Mutter in Berlin war in den Kriegswirren abgerissen. Während ihres Engagements für die US-Truppenbetreuung zwischen September 1944 und Juli 1945 in Europa, kurzzeitig sogar in Deutschland, wollte sie so schnell wie möglich selbst nach ihr suchen. Nachdem ihr dies im Juli 1945 aus Sicherheitsgründen verweigert worden war, verzögerte sich das Wiedersehen noch einmal um zwei Monate, da die Schauspielerin und Sängerin zunächst in die USA zurückkehren musste.
Lucius D. Clay, der 1947 befördert und vom Stellvertreter zum Militärgouverneur der amerikanischen Besatzungszone ernannt werden sollte, machte sein Angebot wahr: Amerikanische Soldaten suchten und fanden Dietrichs Mutter in Berlin, so dass sie zumindest den Briefkontakt wieder aufnehmen konnte. Am 6. August 1945 schrieb Marlene ihr aus den USA einen Brief, in dem es unter anderem heißt: „Up to 1939 Hitler sent messages to me that I should come back and when I refused they said that they had means to make me very unhappy. I knew that they meant you and I nearly went crazy with fear they would take it out on you. You must have had great courage all through those years.”
Im September 1945 reiste Marlene Dietrich nach Berlin – es sollte zugleich die letzte Begegnung mit ihrer Mutter sein. Josefine von Losch starb zwei Monate später.