Hermann Broch: Brief an Volkmar von Zühlsdorff (6. Mai 1942)
Hermann Broch: Brief an Volkmar von Zühlsdorff (6. Mai 1942)
Ich habe den verschämten Stolz eines Bingo-Gewinners.
Hermann Broch in einem Brief an Volkmar von Zühlsdorff, 6. Mai 1942
Der beschwingte Ton dieses Briefs von Hermann Broch an Volkmar von Zühlsdorff hat mit der Aussicht des Schriftstellers auf zumindest zeitweilig geregelte materielle Verhältnisse zu tun.
Im April 1942 hatte Broch für die dritte Version seines Manuskripts zum Roman Tod des Vergil den Preis der American Academy of Arts and Letters erhalten. Beinah zeitgleich bekam er die Zusage für eine von der Rockefeller Foundation finanzierte Stelle als Gastwissenschaftler an der Universität von Princeton. Dort wollte er seine Forschungen zur Massenpsychologie vorantreiben. Broch versuchte mit diesem Projekt, politische und religiöse totalitäre Regime massenpsychologisch zu erklären und Ansätze für eine veränderte politische Praxis zu formulieren. Er hoffte, nach Fertigstellung seiner Massenwahntheorie eine Professur zu erhalten. Bis Ende 1944 währte die finanzielle Unterstützung der Rockefeller Foundation, danach folgte noch einmal eine Anschlussförderung der Bollingen Foundation bis 1947. Doch es gelang Hermann Broch nicht, das Werk in dieser Zeit fertigzustellen. Er hinterließ eine Vielzahl verschiedener Schriften zu dem Thema.
Für Volkmar von Zühlsdorff, der in Newfoundland zusammen mit Hubertus Prinz zu Löwenstein und Helga Prinzessin zu Löwenstein lebte, war es „eine Quelle großer Mitfreude“, die guten Nachrichten Brochs zu erhalten, wie er in seinem Antwortbrief vom 10. Mai 1942 schrieb. Ob das von Hermann Broch angestrebte Zusammentreffen in Newfoundland zustande kam, geht daraus nicht hervor.
Weiterführende Literatur:
Broch, Hermann: Briefe über Deutschland 1945–1949. Die Korrespondenz mit Volkmar von Zühlsdorff, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1986.