Bertolt Brecht: Fünf Schwierigkeiten beim Schreiben der Wahrheit, Tarnschrift (1935)

Tarnschrift: Bertolt Brecht
Bertolt Brechts Traktat Fünf Schwierigkeiten beim Schreiben der Wahrheit als Tarnschrift, Fotografie von Ellen Auerbach, London 1936
Akademie der Künste, Berlin, Kunstsammlung, Ellen Auerbach, Inv.nr. 405, © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Bertolt Brecht: Fünf Schwierigkeiten beim Schreiben der Wahrheit, Tarnschrift (1935)

Die Herrschenden haben eine große Abneigung gegen starke Veränderungen. Sie möchten, daß alles so bleibt, am liebsten tausend Jahre. Am besten, der Mond bliebe stehen, und die Sonne liefe nicht weiter!

Bertolt Brecht, Fünf Schwierigkeiten beim Schreiben der Wahrheit, 1935


Bertolt Brechts Traktat Fünf Schwierigkeiten beim Schreiben der Wahrheit wurde im April 1935 in der in Paris, Basel und Prag erscheinenden Zeitschrift Unsere Zeit veröffentlicht. Ein Teil der Auflage wurde als Tarnschrift in Deutschland mit dem Titel Satzungen des Reichsverbandes Deutscher Schriftsteller, dem zugelassenen Schriftstellerverband in Deutschland, verbreitet.

Brechts Text ging auf seinen Artikel Dichter sollen die Wahrheit schreiben vom 12. Dezember 1934 im Pariser Tageblatt zurück. Er hatte auf eine Umfrage der Zeitung zur zeitgemäßen Mission des Dichters geantwortet. Ein erweitertes Manuskript schickte er im Januar 1935 an seinen Kollegen Johannes R. Becher, der den Sonderdruck anregte. Bei der Aufzählung der Schwierigkeiten, wem man bei der Verbreitung von illegalen Schriften vertrauen könne, hatte sich Brecht zum Teil wörtlich am genau 100 Jahre zuvor von Georg Büchner verfassten Hessischen Landboten orientiert. Auch dieser war verbotenerweise unter die Leute geschmuggelt worden. Mit dem Titel der Tarnschrift richtete sich Brecht an Schriftsteller, die in Deutschland geblieben waren, sich aber nicht dem Nationalsozialismus unterwerfen wollten. Ein anderer Titel hieß deshalb auch Praktischer Wegweiser für Erste Hilfe.

Brecht traf die Fotografin Ellen Auerbach im Sommer 1936 in England. Auerbach war gerade aus ihrer ersten Exilstation Palästina gekommen und richtete sich in London für kurze Zeit ein Fotostudio ein, bevor sie in die USA emigrierte. 

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