Bertolt Brecht: Svendborg, Typoskript (1938)

Typoskript: Bertolt Brecht, Svendborg
Typoskript des Gedichts Svendborg von Bertolt Brecht, 1938
Akademie der Künste, Berlin, Bertolt-Brecht-Archiv, Nr. 0356 05, © Bertolt-Brecht-Erben / Suhrkamp Verlag

Bertolt Brecht: Svendborg, Typoskript (1938)

Geflüchtet unter das dänische Strohdach, Freunde

Verfolg ich euren Kampf.

Bertolt Brecht, Svendborg, 1938


Dieses Gedicht stammt aus der Sammlung Svendborger Gedichte des Schriftstellers Bertolt Brecht, die im Juni 1939 unter dem Titel Gedichte im Exil in Kopenhagen erschienen ist. Neben Beobachtungen zu der politischen Lage in Deutschland seit der nationalsozialistischen Machtübernahme gibt es immer wieder Verweise auf sein Leben nach der Flucht in Dänemark, die Landschaft und das Haus „unter dem dänischen Strohdach“, in dem er von 1933 bis 1939 lebte und das zum Treffpunkt vieler Freunde wurde. Es war ein gastliches Haus – suchte der Flüchtling Brecht doch den Austausch mit seinen Freunden aus der Zeit vor der Machtübernahme – mit  denen, die ebenfalls fliehen mussten. Der marxistische Theoretiker Karl Korsch, der Nationalökonom Fritz Sternberg und der Musiker Hanns Eisler haben ihn in Svendborg besucht. Eisler, der später im Exil in den USA zu vielen Gedichten von Brecht die Musik verfasst hat, hat schon hier einige der Svendborger Gedichte vertont. Der wichtigste Gast war wohl der Philosoph und Schriftsteller Walter Benjamin; er besuchte ihn dreimal – jeweils  für mehrere Monate. Nach dessen Freitod in dem spanischen Grenzort Port Bou auf der Flucht vor der Gestapo schreibt Brecht: „AN WALTER BENJAMIN, DER SICH AUF / DER FLUCHT VOR HITLER ENTLEIBTE / Ermattungstaktik war's, was dir behagte / Am Schachtisch sitzend in des Birnbaums Schatten. / Der Feind, der dich von deinen Büchern jagte
/ Läßt sich von unsereinem nicht ermatten.“ (Bertolt Brecht, An Walter Benjamin, der sich auf der Flucht vor Hitler entleibte, 1941).

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