Programmzettel der Pariser Uraufführung von Bertolt Brechts Die Gewehre der Frau Carrar (1937)
Programmzettel der Pariser Uraufführung von Bertolt Brechts Die Gewehre der Frau Carrar (1937)
Den Stil der Aufführung denke ich mir sehr einfach. Die Figuren plastisch vor gekalkten Wänden, die einzelnen Gruppierungen sehr sorgfältig durchkomponiert wie auf Gemälden.
Bertolt Brecht in einem Brief an Slatan Dudow, Svendborg, Ende Juli 1937
Klar und einfach wirkte das von Heinz Lohmar geschaffene Bühnenbild der Uraufführung von Bertolt Brechts Die Gewehre der Frau Carrar am 16. und 17. Oktober 1937 in Paris. Über die gesamte Bühne war ein großes Fischernetz gespannt, darauf standen Tisch und Schemel und ein kleiner Backofen in der geweißten Küche der Fischersfrau Teresa Carrar. Ihr Gesicht hatte Lohmar zuvor auch in einem Holzschnitt gestaltet.
Der Regisseur Slatan Dudow hatte Brecht in einem Brief vom 4. September 1936 um ein neues Stück gebeten, für die Schauspieler des Emigranten-Kabaretts Die Laterne. Die Handlung sollte während des spanischen Bürgerkriegs spielen. Brecht informierte sich in Svendborg aus dänischen Zeitungen über die Vorgänge in Spanien. Als Ort der Handlung wählte er anfangs Bilbao, später die Provinz Andalusien aus, wo zum Zeitpunkt der Proben noch gekämpft wurde. In der Fabel lehnte er sich an John Millington Synges Tragödie Riders on the Sea an, die 1934 in deutscher Übersetzung als Reiter ans Meer in Basel erschienen war. Ihre Aussage, sich dem Schicksal unterzuordnen, kehrte Brecht allerdings um.
Die Schirmherrschaft über den Theaterabend hatte der Schutzverband Deutscher Schriftsteller (SDS) übernommen. Am selben Abend wurde der Film von René Clair Der letzte Milliardiär gezeigt und ein Liederprogramm vorgetragen. Die Gewehre der Frau Carrar mit Helene Weigel als Gast in der Hauptrolle wurde ein großer Erfolg. In Paris kam es zu fünfzig Aufführungen. Bis Ende 1938 wurde das Stück auch in Dänemark, Prag, Kolumbien und Schweden inszeniert.