Bertolt Brecht: Kälbermarsch, Typoskript (1943)

Typoskript: Bertolt Brecht, Kälbermarsch
Typoskript des Kälbermarsches von Bertolt Brecht, 1943
Akademie der Künste, Berlin, Bertolt-Brecht-Archiv 251 / 107, © Bertolt-Brecht-Erben / Suhrkamp Verlag

Bertolt Brecht: Kälbermarsch, Typoskript (1943)

Hinter der Trommel her

Trotten die Kälber

Das Fell für die Trommel

Liefern sie selber.

Bertolt Brecht, Der Kälbermarsch, 1943


Das satirische Lied Kälbermarsch hat der Schriftsteller Bertolt Brecht im September 1933 im französischen Exil geschrieben. Später wurde es in seinem Stück Schweyk im Zweiten Weltkrieg, das Brecht zwischen 1941-1944 verfasste, übernommen. Es ist eine bittere Parodie des Horst-Wessel-Liedes. Dieses war anfangs ein Kampflied der SA und wurde dann die Parteihymne der NSDAP. Mit dem Kälbermarsch prangerte Brecht den bedingungslosen Gehorsam der deutschen Soldaten im Nationalsozialismus an. Die Soldaten werden als Kälber bezeichnet, die sich als identitätslose Gruppe der Eigenverantwortung entziehen und ohne die Diktatur zu hinterfragen in den Tod gehen. Es ist anzunehmen, dass Brecht den Kälbermarsch für antifaschistische Radiosendungen geschrieben hat.

Zeile für Zeile parodiert er die nationalsozialistische Hymne. Aus „Die Fahne hoch. Die Reihen dicht geschlossen“ wird bei Brecht „Der Metzger ruft. Die Augen fest geschlossen“. Brecht hatte zunächst die Absicht, das Stück mit der Musik von Kurt Weill in New York aufzuführen. Dazu kam es allerdings nicht. 1943 steuerte stattdessen Hanns Eisler, mit dem Brecht einige Male zusammenarbeitete, die Musik zu Brechts Stück bei. Die beiden kannten sich von der gemeinsamen Arbeit an Die Maßnahme (1929). Eisler schrieb die Musik im Exil in Hollywood. 1957 wurde das Stück in Warschau erstmalig aufgeführt.

Galerie