Bertolt Brecht: Hollywoodelegien, Typoskript (1942)

Typoskript: Bertolt Brecht, Hollywoodelegien
Typoskript der Hollywoodelegien von Bertolt Brecht, 1942
Akademie der Künste, Berlin, Bertolt-Brecht-Archiv, Nr.16 / 57, © Bertolt-Brecht-Erben / Suhrkamp Verlag

Bertolt Brecht: Hollywoodelegien, Typoskript (1942)

Brecht besingt die Traumfabrik

das dorf hollywood ist entworfen nach den vorstellungen
die man hierorts vom himmel hat. hierorts
hat man ausgerechnet, dass gott
himmel und hölle benötigend, nicht zwei
etablissements zu entwerfen brauchte, sondern
nur ein einziges, nämlich den himmel. dieser
dient für die unbemittelten, erfolglosen
als hölle.

Bertolt Brecht, Hollywoodelegien, 1942


Der Schriftsteller Bertolt Brecht nahm das Leben in Hollywood als durch Waren und Geld bestimmt wahr. So hatte er den Kapitalismus, den er schon in Deutschland bekämpfte, noch nicht erlebt. In einem unveröffentlichten Typoskript von 1942, das als eine Studie zu den Hollywoodelegien gelesen werden kann, schreibt er: „Die Steine sehen aus wie Brot, die Pfützen sehen aus wie Quellen. Aber gegessen werden Geldscheine und getrunken wird Schweiß“ (Brecht, 1976, Band 12, S. 399). Zu diesem Thema entgegnete sein Freund, der Komponist Hanns Eisler dem auf ihn müde und depressiv wirkenden Brecht: „Das ist der klassische Ort, wo man Elegien Schreiben muss. Und einige Zeit später hält er sie in den Händen: „Er (Brecht) ... gab mir so einen Umschlag mit ungefähr dreißig Gedichten und sagte: `Schau doch mal nach, vielleicht ist etwas Brauchbares für dich drin.’ Es war also als Kompositionsvorlage gedacht. Das waren diese gelben Schreibmaschinenzettel. Ich schaue da nach ... und ging zu Brecht und sagte: `Du, Brecht, das ist kolossal!` Sagte er. `Wirklich? Hältst du das für brauchbar?´ Mehr hat er nicht gesagt `Brauchbar`, das war die Formulierung ... Ich habe es sofort komponiert und spielte es ihm vor. Er war damit sehr einverstanden.“ (Eisler, 1975, S. 143)
Neben der allgemeinen Kapitalismuskritik beinhalten die Hollywoodelegien auch Gedanken über die erschwerten Produktionsbedingungen im Exil.

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