Bertolt Brecht: Gedanken über die Dauer des Exils, Typoskript (1937)

Typoskript: Bertolt Brecht, Gedanken Exil
Bertolt Brecht: Gedanken über die Dauer des Exils, Typoskript (1937)
Akademie der Künste, Berlin, Bertolt-Brecht-Archiv, Nr. 75 85, © Bertolt-Brecht-Erben / Suhrkamp Verlag

Bertolt Brecht: Gedanken über die Dauer des Exils, Typoskript (1937)

schlage keinen nagel in die wand
wirf den rock auf den stuhl!
warum vorsorgen für vier tage?
du kehrst morgen zurück!

Bertolt Brecht, Gedanken über die Dauer des Exils, 1937


Der Schriftsteller Bertolt Brecht schrieb das Gedicht Gedanken über die Dauer des Exils 1937 im dänischen Svendborg. Diesen Exil-Ort wählte Brecht keineswegs zufällig. Brecht suchte die Nähe zu Deutschland, um nach Veränderungen der politischen Lage unmittelbar zurückkehren zu können. Zu der erwünschten schnellen Heimkehr kam es jedoch nicht. Nach vier Jahren im Exil stellte sich für Brecht daher zunehmend die Frage, ob diese Hoffnung berechtigt war. Die ständige Bereitschaft zum Aufbruch war kein Zustand, der beliebig lange aufrecht erhalten werden konnte.

In Gedanken über die Dauer des Exils verhandelt ein Sprecher in einer Art Selbstgespräch den Wiederspruch zwischen dem Wunsch nach einem schnellen Ende des Exils und dem Bedürfnis, am derzeitigen Wohnort im Exil anzukommen. Im ersten Teil des Gedichts fordert sich der Sprecher noch dazu auf, keinen Nagel in die Wand zu schlagen, weil die Mühe sich in Anbetracht einer baldigen Rückkehr nicht lohnen würde. Im zweiten Teil weist er auf den schließlich doch eingeschlagenen Nagel hin.

Brecht thematisiert das Exil in mehreren Gedichten. So schreibt er 1937 in Über die Bezeichnung Emigranten: „Unruhig sitzen wir so, möglichst nahe den Grenzen. / Wartend des Tages des Rückkehr, jede kleinste Veränderung / Jenseits der Grenzen beobachtend / [...].“

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