Bertolt Brecht: Furcht und Elend des III. Reiches, Szenenfoto (1938)
Bertolt Brecht: Furcht und Elend des III. Reiches, Szenenfoto (1938)
Mein Bruder war ein Flieger / Eines Tages bekam er eine Kart / Er hat seine Kiste eingepackt / Und südwärts ging die Fahrt.
aus Bertolt Brecht: Mein Bruder war ein Flieger (1937)
Am 21. Mai 1938 ging in der Salle d'Iéna in Paris die Uraufführung von Bertolt Brechts "Furcht und Elend des III. Reiches" über die Bühne, in einer Auswahl unter dem Titel 99 %. Mit dem Motiv des als Flieger gefallenen Bruders hatte sich Brecht schon ein Jahr zuvor in den Svendborger Gedichten beschäftigt, als er vom Einsatz der deutschen Legion Condor 1937 in Spanien hörte. In der Szene Arbeitsbeschaffung sprechen ein Ehepaar und ihre Nachbarin darüber, dass der Bruder der Frau verunglückt ist, der Benachrichtigung zufolge auf dem Truppenübungsplatz in Stettin. Die Nachbarin vermutet aber „südwärts“, also in Spanien. Die Frau will Trauerkleidung tragen, ihr Mann fürchtet, dass er deswegen seine Stelle bei der „Arbeitsbeschaffung“ verliert.
Steffie Spira und Helene Weigel hatten bereits 1928 in Brechts Lustspiel Mann ist Mann in Berlin zusammen gespielt. Wie schon einmal 1937 war Helene Weigel aus Dänemark nach Paris gekommen, um als Gast in Spiras Truppe Die Laterne aufzutreten. Sie fand in den Exilländern nicht die Möglichkeit, kontinuierlich in deutschsprachigen Theatergruppen zu spielen. Im September 1946 schrieb sie aus Santa Monica in Kalifornien nach Mexiko: „Liebe Steffi und lieber Ruschin, […], es ging mir durch den Kopf, ob ihr nicht was unternehmen könntet, daß ich zu euch komme und eine Vorlesung mache […]“.