Rainer Bonar: Mauerbilder, Gemälde (1984)
Rainer Bonar: Mauerbilder, Gemälde (1984)
Mit groben Pinselstrichen geht der Maler und Grafiker Rainer Bonar in der Serie Mauerbilder den Spuren der Berliner Mauer nach. Seine stürzenden, fliegenden und balancierenden Vögel sind zumeist abstrakt und skizzenhaft dargestellt. Bonar wandte sich nach seiner Aussiedlung aus der DDR der Abstraktion als internationaler Sprache zu. In seinen Motiven und auch stilistisch finden sich deutliche Parallelen zu der archaischen Symbolwelt des Künstlers A.R. Penck.
Bis 1989 wurden Künstler, die sich der Abstraktion zuwandten, in der DDR scharf angegriffen und diffamiert, denn die staatlichen Behörden legten Wert auf Volksverbundenheit und Naturalismus in der Kunst.
Der Ikarus wurde nach seiner Ausreise zu einem zentralen Motiv in Rainer Bonars Schaffen. Wie ein roter Faden durchzieht die Ikarus-Symbolik sein Werk. In Anlehnung an Wolf Biermanns Ballade vom preußischen Ikarus entstand 1984 Der preußische Ikarus, der den preußischen Adler zeigt. Bonar deutete den Mythos weiter „als Sinnbild des Abhauens, Aussteigens, der Loslösung und Überwindung der Bodenständigkeit, des Aufstrebens zur höheren Erkenntnis – Rücksturz auf den Boden der Tatsachen inbegriffen: mit tödlichem Ausgang“.
Die Themen Steigen und Stürzen, Glück und tragischer Untergang stehen bei Bonar symbolisch sowohl für das krisenhafte Persönliche als auch für die gesellschaftliche Situation. So integriert der Künstler den politischen Kontext durch das Motiv „Berlin“. Gleichzeitig steht Berlin für die eigene Person Bonars, dessen Lebensumstände mit der Stadt eng verbunden sind.
Natascha Grochowski