Affidavit of Sponsorship für Ilse Bing und Konrad Wolff (1940)
Affidavit of Sponsorship für Ilse Bing und Konrad Wolff (1940)
Jedes Emergency Visa musste erst vom Emergency Rescue Comm. vorbereitet werden, dann an das Presidential Advisory Comm.[,] gegeben werden, das sie wieder prüfte, dann kam es ans State Department, von dort zurück zum Presidential Advisory Committee, von dort zum Emergency Rescue Committee, dann telegraphierte das State Department, wenn das Reisegeld gesichert war, die Visen ans amerikanische Konsulat in Marseille.
Hermann Kesten an Hertha Pauli am 25. Dezember 1970
Was der Schriftsteller Hermann Kesten, ehrenamtlicher Berater des Emergency Rescue Committee (ERC), hier unter „vorbereiten“ zusammenfasst, war ein enorm arbeitsaufwändiger Vorgang. Für jeden Flüchtling, dem das ERC zu einem US-amerikanischen Notvisum („Emergency Visa“) verhelfen wollte, war neben einer finanziellen Bürgschaft, einem Lebenslauf und dem Nachweis der politischen Verfolgung auch ein Affidavit of Sponsorship zu beschaffen. Dies war eine Art politisch-moralischer Bürgschaft, die von einem US-Bürger ausgestellt werden musste. Sie sollte nach vorgegebenem Wortlaut auf persönlichem Briefpapier verfasst und notariell beglaubigt sein.
Die Fotografin Ilse Bing und ihr Ehemann, der Pianist und Jurist Konrad Wolff, hatten Freunde in den USA, die das ERC mit allen benötigten Unterlagen für das Visum versorgten. Das Affidavit of Sponsorship stellte der niederländisch-amerikanische Autor Hendrik Willem van Loon aus, mit dem Ilse Bing seit Beginn der 1930er Jahre bekannt war.