Fotografie von Wolf Biermanns Einreise in die DDR (1. Dezember 1989)

Fotografie: Wolf Biermann am Berliner Grenzübergang
Fotografie von Wolf Biermann bei seiner Einreise in die DDR am Berliner Grenzübergang in der Invalidenstrasse, 1. Dezember 1989
Bundesarchiv, BArch 183-1989-1201-035, Fotograf: Jan Bauer

Fotografie von Wolf Biermanns Einreise in die DDR (1. Dezember 1989)

Heimkehr nach über 20 Jahren im Exil

Das ist eine uralte Erfahrung: Man kommt nach Hause und merkt, dass man nicht mehr dazugehört.

Wolf Biermann im Interview mit Joachim Riedl, Die Zeit, 17. September 2009


Nach seiner 1976 erfolgten Ausbürgerung war Wolf Biermann die Einreise in die DDR untersagt. Wiederholte Proteste gegen diese Entscheidung – sowohl von Biermann selbst als auch von zahlreichen sich mit ihm solidarisierenden Künstlern aus Ost- und Westdeutschland – blieben ergebnislos. Eine einmalige Ausnahmeregelung wurde 1982 nur für einen Besuch des Künstlers bei seinem totkranken Freund, dem bekannten Regimekritiker Robert Havemann, gewährt. Im bundesrepublikanischen Exil verlegte Biermann seinen Wohnsitz in seine Geburtsstadt Hamburg und blieb weiter als Liedermacher und Autor aktiv. Von den sich überstürzenden Ereignissen, die ab 1989 zur deutschen Wiedervereinigung führten, wurde er nach eigenem Bekunden überrascht: „Ich gehörte ganz und gar nicht zu denen, die alles geahnt hatten“, äußerte er noch im Jahr 2009 gegenüber der Wochenzeitung Die Zeit im Interview. „Meine politische Fantasie reichte nicht aus, mir vorzustellen, dass die DDR vor mir untergeht.“

Nachdem ein Auftritt Biermanns am Berliner Alexanderplatz wenige Tage vor der Öffnung der deutsch-deutschen Grenze noch von den DDR-Behörden verhindert worden war, durfte er rund einen Monat später, am 1. Dezember 1989, erstmals wieder offiziell nach Ostdeutschland einreisen. Die abgebildete Fotografie zeigt ihn bei der Passkontrolle am Grenzübergang in der Berliner Invalidenstraße. Biermann hält dem im Bild nicht sichtbaren Grenzposten seinen bundesdeutschen Pass entgegen. Am gleichen Tag gab der Liedermacher ein Konzert in den Leipziger Messehallen, das sowohl im bundesdeutschen als auch im DDR-Fernsehen übertragen wurde. Es dauerte nun kein Jahr mehr, bis sich der Staat, der ihn einst ins Exil gezwungen hatte, durch den Beitritt zur Bundesrepublik am 3. Oktober 1990 auflöste.

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