Werbezettel Saratoga Spa Treatments (1939)
Werbezettel Saratoga Spa Treatments (1939)
Ich habe den ganzen Sommer in einem merkwürdigen Künstlererholungsheim verbracht […], einem grossen, kitschigen Schloss in einem ditto Park; anwesend amerikanische Autoren, Musiker, Maler, auch ein paar Emigranten […].
Richard A. Bermann an Theodor F. Meisels am 3. September 1939
Das „Schloss“, von dem der Schriftsteller Richard A. Bermann hier berichtet, ist das Anwesen Yaddo in Saratoga Springs im Staat New York, das Ende des 19. Jahrhunderts erbaut worden ist. Die Besitzerfamilie wandelte mangels Nachkommen ihr Vermögen in eine Stiftung um, die es ab Mitte der 1920er Jahre ermöglichte, Yaddo in eine Künstlerkolonie umzugestalten. Jährlich vergab die Stiftung Stipendien an Schriftsteller, Maler und Musiker, die hier für einige Wochen in Ruhe arbeiten konnten. Auch einige Emigranten, darunter Bermann, konnten durch Vermittlung der American Guild for German Cultural Freedom den Sommer 1939 hier verbringen.
Im Nachlass Bermanns, der am 5. September 1939 in Yaddo verstarb, findet sich ein kleiner Werbezettel für Bäder und Massagen in dem an Quellen und Brunnen reichen Saratoga Springs. Ob er selbst oder die anderen Stipendiaten dieses Angebot genutzt haben, ist nicht bekannt. Eine einfache Massage kostete fast zwei Dollar. Im Vergleich dazu: Die Künstlerkolonie veranschlagte bei einer gewünschten Verlängerung des Aufenthalts für Kost und Logis einen Dollar pro Tag.
Bermann scheint in Yaddo neben der Arbeitsatmosphäre vor allem die Küche genossen zu haben. In einem Brief berichtet er von einer „wirklichen tschechischen Köchin“, die er dort angetroffen habe. Für einen gebürtigen Österreicher, der einen Teil seiner Kindheit in Prag verbracht hatte und zudem gerade an seiner Autobiografie arbeitete, sicherlich ein glücklicher Zufall.