Richard A. Bermann: Gutachten für Jo Mihaly (vermutlich 1938)

Gutachten: Richard A. Bermann für Jo Mihaly
Richard A. Bermann, handschriftliches Gutachten über ein Romanmanuskript von Jo Mihaly, vermutlich 1938
Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, Archiv der American Guild for German Cultural Freedom, New York / Deutsche Akademie im Exil, EB 70/117

Richard A. Bermann: Gutachten für Jo Mihaly (vermutlich 1938)

„Ein starkes, gekonntes Buch“

Aus dem Schweizer Exil in Zürich sandte die Tänzerin und Schriftstellerin Jo Mihaly (eigentlich Elfriede Steckel) im Frühling 1938 ein Manuskript an die American Guild for German Cultural Freedom nach New York, in der Hoffnung, damit das Preisgeld eines ausgeschriebenen Wettbewerbs zu gewinnen und einen Vertrag mit einem amerikanischen Verlag zu erhalten. Mihalys Manuskript Der Hüter des Bruders, eine Erzählung, die von Folter und Demütigung eines politischen Häftlings und seiner Flucht in ein Sinti- und Roma-Lager erzählt, wurde auch dem Verfahren der Begutachtung unterzogen. Richard A. Bermann, der als engagierter Preisrichter alle eingesandten Manuskripte las und mitunter nur knapp kommentierte, urteilte in seinem Gutachten sehr ausführlich und positiv. Er hob hervor, dass das Buch „der Aufmerksamkeit der Preisrichter nicht entgehen sollte“. Nicht nur Bermann war angetan von dem Manuskript, sondern auch der Schriftsteller Lion Feuchtwanger, ebenfalls Gutachter des Preisausschreibens. Er hielt entgegen dem Mehrheitsentscheid bis zuletzt an Mihalys Roman als Gewinnermanuskript fest. Letztlich gewann nicht Mihaly das Preisausschreiben, sondern Arnold Bender mit seinem Roman Es ist später denn ihr wißt.

Galerie