Richard A. Bermann: Brief an Elisabeth Bergner (19. März 1933)

Brief: Richard A. Bermann an Elisabeth Bergner
Richard A. Bermann, Brief an die Schauspielerin Elisabeth Bergner, Kharga, 19. März 1933
Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, EB autograph 564

Richard A. Bermann: Brief an Elisabeth Bergner (19. März 1933)

Nachricht aus der „schönsten rosenroten und goldenen Wüste“

Wenn im nächsten Jahr die Welt noch stehen sollte, was keineswegs sicher ist, […] dann komme ich bestimmt wieder her, um einen Spielfilm zu machen […].

Richard A. Bermann an Elisabeth Bergner am 19. März 1933


Der filmbegeisterte Schriftsteller und Journalist Richard A. Bermann und die Schauspielerin Elisabeth Bergner waren vermutlich seit Ende der 1920er Jahre befreundet. Bergner ließ sich 1930 für Aufnahmen zu ihrem ersten Tonfilm Ariane (1931) nachts am Telefon von Bermann die Abiturrede der Figur Ariane über Napoleons Verbannung auf der Insel St. Helena in die Feder diktieren. Er widmete daraufhin der Schauspielerin seinen Napoleon-Roman Das Mädchen von St. Helena. Das Buch erschien 1933 in Deutschland, fand jedoch dort keine Leser mehr, da es wie alle anderen Bücher des Schriftstellers verboten wurde. 

Als sich Bermann am 4. März 1933 in Venedig einschiffte, um an einer Expedition in die Libysche Wüste teilzunehmen, wusste er, dass er in eine veränderte Welt zurückkehren würde. In seinem Tagebuch warf er sich selbst vor, vor der politischen Situation in Europa zu fliehen. Am 6. März 1933 notierte er: „Das Ungewisse, in das ich hineinfahre, ist klarer als das Formlose, das ich hinter mir lasse: ich gehe in die Wüste und werde, freiwillig, ungeheure Ereignisse nicht miterleben.“ (Saharafahrt (1933), 2003, S. 196)

Einen Tag nachdem Bermann den Brief an Elisabeth Bergner geschrieben hatte, brach die Expedition auf. Der Schriftsteller hoffte, dass bei seiner Rückkehr nach Kairo im Hotel ein Antwortbrief der Freundin auf ihn warten würde. Was er zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: Er würde dort auch ein Kündigungsschreiben des Berliner Tageblatts vorfinden, das ihn im April 1933 – aus politischen Gründen und weil er Jude war – entlassen hatte.

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