Johannes R. Becher: Der Glücksucher und die sieben Lasten (1938)
In meinem Holzhaus fliege ich nach Deutschland / und laß mich nieder dort, nicht weit von Urach, […].
Johannes R. Becher: Der Glücksucher und die sieben Lasten, entstanden vor 1938
Johannes R. Becher war der deutschsprachige Autor im Moskauer Exil, von dem die meisten Werke, allesamt Gedichtbände, bei der Vegaar (Verlagsgenossenschaft ausländischer Arbeiter in der UdSSR) veröffentlicht wurden. Der Glücksucher und die sieben Lasten wurde sein sechstes und letztes Buch in diesem Verlag. Die Sammlung enthält auch eine Reihe von Gedichten, die jeweils einer Stadt oder Landschaft in Süddeutschland und Thüringen gewidmet sind. Poetisch vergegenwärtigt sind in ihnen Dinge und Landschaften, Spuren der Kultur wie Brücken, Masten und Kornfelder. So hob der Dichter, während er den Sommer in einem russischen Holzhaus verbrachte, für Augenblicke die tatsächliche Entfernung auf.
Becher stand im Briefwechsel mit Heinrich Mann. In der Zeitschrift Internationale Literatur, die Becher herausgab, veröffentlichte Heinrich Mann eine Kapitelfolge seines Romans Die Vollendung des Königs Henri Quatre (1938), er wurde für die redaktionellen Mitarbeit an der Zeitschrift gewonnen. Becher versuchte auch, eines der Bücher Heinrich Manns an die Vegaar zu vermitteln, was durch die Auflösung des Verlages 1938 nicht mehr gelang.
Als Becher am 9. März 1938 Heinrich Mann dieses Widmungsexemplar seines neuen Gedichtbandes zusandte, schrieb er ihm dazu: „Ich kann nur hoffen, daß mein Buch Ihren Beifall findet. Vielleicht ist in ihm das bei uns Deutschen nicht gerade Häufige gelungen: die Verbindung des Freiheitlichen mit dem Heimatgefühl.“ (Johannes R. Becher, Briefe 1909-1958, 1993) Heinrich Manns Rezension von Der Glücksucher und die sieben Lasten erschien unter dem Titel „Johannes Becher, son Cantique des Cantiques“ im Septemberheft 1938 der französischen Ausgabe der Zeitschrift Internationale Literatur.