Vicki Baum: Hotel Shanghai (1939)

Buchumschlag: Vicki Baum, Hotel Shanghai
Vicki Baum: Hotel Shanghai, Bermann-Fischer Verlag, Stockholm, 1944. Lizenzausgabe der deutschsprachigen Erstausgabe, die 1939 im Querido Verlag erschien
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main

Vicki Baum: Hotel Shanghai (1939)

Sie sind, diese Menschen, Resultate der Zeit, in der sie leben, so wie Flusskiesel runde und eckige und seltsam gestaltete Resultate der Strömung sind, die sie dahin und dorthin rollt und ihre Formen schleift, ohne dass sie etwas dazu tun können.

Aus Vicki Baums Roman Hotel Shanghai, 1939


Hotel Shanghai ist der zweite von drei „Hotelromanen“ Vicki Baums. Die Handlung spielt im Jahr 1937, zu einem Zeitpunkt, als für die Einwanderung nach Shanghai noch kein Visum verlangt wurde. Neun Menschen unterschiedlicher Herkunft treffen in einem Hotel aufeinander. Sie sind teils aus privaten, teils aus politischen Gründen in die Stadt gekommen, die als Zufluchtsort für Gestrandete und als Schauplatz wirtschaftlicher und politischer Interessenkämpfe geschildert wird. Wie in einem Kaleidoskop setzt Vicki Baum die Lebensgeschichten der Protagonist*innen nebeneinander und erzählt von ihrem Alltag in Shanghai und ihrer Erfahrung der Heimatlosigkeit. Der Roman endet mit ihrem gewaltsamen Tod durch einen Bombeneinschlag im Hotel im Zuge des Zweiten Chinesisch-Japanischen Kriegs. Wie für alle ihre Romane hatte Vicki Baum auch hier die historischen und politischen Gegebenheiten genau recherchiert. Fakten und Fiktionen vermischen sich, die Figuren erscheinen als „Stellvertreter der realen Schicksale“ (Bettina Bannasch/Gerhild Rochus (Hg.), Handbuch der deutschsprachigen Exilliteratur, 2013).

Die deutschsprachige Erstausgabe von „Hotel Shanghai“ erschien 1939 im Amsterdamer Querido Verlag. Übersetzungen und Lizenzausgaben erschienen in den USA, England, den Niederlanden, Schweden, Island, Brasilien, Norwegen und Spanien. 1940 brachte die Shanghaier Tageszeitung „8 Uhr Abendblatt“ das Werk als Fortsetzungsroman heraus. Von der übrigen Exilpresse wurde der Roman hingegen nicht zur Kenntnis genommen.

Weiterführende Literatur:
Bannasch, Bettina, Rochus, Gerhild (Hg.): Handbuch der deutschsprachigen Exilliteratur. Von Heinrich Heine bis Herta Müller, Berlin: de Gruyter 2013, S. 226-233

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