Wystan H. Auden: Brief an Erika Mann (Mai 1939)
Wystan H. Auden: Brief an Erika Mann (Mai 1939)
[...] whenever or if even I can help you in any way, you must ask me.
Wystan H. Auden an Erika Mann, Mai 1939.
Schon sehr früh war sich Erika Mann der Tatsache bewusst, durch einen auslaufenden Pass oder eine Ausbürgerung staatenlos werden zu können. Die politische Betätigung mit der Pfeffermühle barg von Anfang an auch die Gefahr, aus ihrem Exilland Schweiz ausgewiesen zu werden. Bereits im Oktober 1934 tauschte sie sich in einem Brief mit ihrem Bruder Klaus Mann über mögliche Heiratskandidaten aus, um eine neue Staatsbürgerschaft zu erwerben – „Denby zu heiraten hat keinen Sinn, man wird nicht amerikanisch davon“.
Im Mai 1935 kam es in Amsterdam zu einem Treffen mit dem englischen Schriftsteller Christopher Isherwood, einem Freund Fritz H. Landshoffs und Klaus Manns. Direkt von Erika Mann mit einem Heiratsantrag konfrontiert, lehnte er ab, vermittelte aber den befreundeten Schriftsteller Wystan H. Auden, der ohne Umschweife einwilligte. Am 12. Juni reiste Erika Mann nach London. Drei Tage später heiratete sie Auden, dem sie noch nie begegnet war. Genau eine Woche zuvor war Erika Mann ausgebürgert worden.
Das Paar, das nie zusammenlebte, blieb sich zeitlebens in enger Freundschaft verbunden. Davon zeugt auch der vorliegende Brief von Ende Mai 1939. Auden war immer wieder Gast der Familie Mann in Küsnacht wie später in Princeton und Pacific Palisades; er unterstützte Erika Mann bei den Übersetzungen der Pfeffermühle ins Englische und lebte ab 1939 selbst in den USA. Im Frühjahr 1936 vermittelte er Erikas Mitstreiterin in der Pfeffermühle, Therese Giehse, eine Scheinehe mit dem britischen Schriftsteller John Hampson-Simpson.