Josef und Anni Albers: Postkarte an Charlotte Hesse (1933)

Postkarte: Josef und Anni Albers an Charlotte Hesse
Anni und Josef Albers, Postkarte an Charlotte Hesse vom 11. Dezember 1933, Tinte auf Postkartendruck, 1933
North Carolina Postcard Collection (P052), North Carolina Collection Photographic Archives, Wilson Library, UNC-Chapel Hill

Josef und Anni Albers: Postkarte an Charlotte Hesse (1933)

Hier haben wir es herrlich getroffen. Die Amerikaner sehr freundlich. Mit grossem Interesse für unsere Arbeit.

Josef Albers  an Charlotte Hesse, 11. Dezember 1933


Mit der Schließung des Bauhauses in Berlin verloren Anni und Josef Albers, die beide am Bauhaus Meister waren, ihre Arbeit. Anni Albers, die unter dem Namen Anneliese Fleischmann in Berlin geboren wurde, galt trotz ihres protestantischen Glaubens im Sinne der Nationalsozialisten als Jüdin. Als das Ehepaar Albers den amerikanischen Architekten Philipp Johnson in Berlin kennenlernte, reifte der Entschluss Deutschland zu verlassen. Johnson, der Anni Albers textile Arbeiten bewunderte, vermittelte Josef und Anni Albers an das neugegründete Black Mountain College in North Carolina. Josef Albers sprach zunächst zwar noch kein Englisch, doch das Black Mountain College drängte zur Aufnahme der Lehrtätigkeit.

Bei ihrer Ankunft in New York wurden Josef und Anni Albers von vier ehemaligen Bauhäuslern empfangen, wie Albers in dieser Postkarte an das ehemalige Hausmädchen Charlotte Hesse berichtet. Bekannte Gesichter in einem unbekannten Land zu sehen, muss für die Albers eine positive Überraschung gewesen sein, denn sie bereiteten Walter Gropius einen ebensolchen Empfang, als er 1937 in New York eintraf. Von New York setzten Josef und Anni Albers ihre Reise mit der Eisenbahn fort, deren Ziel das 18 Stunden entfernte Blue Ridge in North Carolina war. Anni Albers hatte bereits von ihrem irischen Kindermädchen die englische Sprache erlernt und akzeptierte schnell die neue Heimat. Josef Albers benötigte ein wenig mehr Zeit, sich an die Sprache und die neue Umgebung zu gewöhnen. Um sich auf seinen Unterricht vorzubereiten, nahm er einen dreiwöchigen Sprachkurs. Der unmittelbare Lehrbeginn und die herzliche Aufnahme ließen weder Zeit noch Platz für Heimweh.

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