Josef Albers: Concentric Squares (1941)
Josef Albers: Concentric Squares (1941)
Ein Element plus ein Element muß außer ihrer Summe mindestens eine interessante Beziehung ergeben. Je mehr verschiedene Beziehungen entstehen und je intensiver sie sind, je mehr Elemente sich steigern, desto wertvoller ist das Ergebnis…
Josef Albers, 1968
Als Ziel seines Unterrichts beschrieb Albers 1970: „To open eyes.[…] Nicht nur passives Über-sich-ergehen-lassen, sondern selbst sehen, suchen, fühlen, erkennen, erleben. Ja: Man kann kreativ sehen lernen!“.
Auf den ersten Blick wirken die Bildmodelle von Albers einfach und eindeutig konstruiert, doch die geometrischen Liniengefüge verwirren das Sehen. Kaum scheint eine Struktur erkannt, stellt sich eine andere – gegenläufige – ein. Concentric Squares und Ascension gehören zu der Serie Graphic Tectonics, die in den Jahren 1941/1942 entstanden. Die Serie unfarbiger, rein linearer Blätter – Zeichnungen und Zinklithografien – beinhaltet das Thema zweier interagierender Zentren, die sich annähern, abstoßen, verschieben, drehen, durchdringen und wiederholen.
Die Linienkonstruktionen in Concentric Squares werden, obwohl sie zunächst zweidimensional scheinen, bei näherer Betrachtung als Darstellungen dreidimensionaler Objekte, mehr noch als Räume wahrgenommen, die sich gegeneinander versetzt über- oder untereinander schieben. Es entsteht die Wirkung eines scheinbaren Zurückweichens oder Vordringens, Auf- und Absteigens, der Eindruck von Raumfluchten, deren abschließende Rechteckformen als Fenster, Türen, Wände gelesen werden können. Das Quadrat als die symmetrischste aller Formen wird bei Albers zum Ausgang von Asymmetrie und Bewegung. Albers löst sich von der Beschränkung auf vier Seiten und vier Ecken eines Quadrates. Horizontale und vertikale, parallel verlaufende Linien werden durch rechte Winkel verbunden. Das Motiv variierte Albers und setzte eine Variante auch als Zink-Lithographie unter dem Titel Shrine um.