Gina Kaus: Rezepte-Sammlung

Gina Kaus: Rezept für Guglhupf
Gina Kaus: Rezept für Guglhupf
Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, Nachlass Gina Kaus, EB 96/082, © The Estate of Gina Kaus / Internationaal Literatuur Bureau B.V.

Gina Kaus: Rezepte-Sammlung

Sie speisen gut und billig im Wiener Cafe-Restaurant ‚Johann Strauss‘ – Broadway und 103. Str. West. [...] Palatschinken – Kaiserschmarrn – Germknödel etc.

Aus einer Anzeige in der Zeitschrift Aufbau, 5. November 1943


Gina Kaus‘ Rezepte-Sammlung steht für das Festhalten an einem Stück österreichischer Heimat, das gerade verloren geht. Die Variation an verschiedensten, zum großen Teil handschriftlich verfassten Rezepten aus dem deutschsprachigen Raum spiegelt das Bewahren des Bekannten und Gewohnten inmitten einer neuen Fremde wider: dem Exil. Der Verlust der eigenen Muttersprache und die Umgewöhnung an unbekannte Lebensumstände wird besonders bei der von Gina Kaus verwendeten Sprache innerhalb ihrer Notizen deutlich, bei der sie teilweise englische Formulierungen in die sonst deutschen Angaben integriert.

Die Zubereitungsanleitungen für Gugelhupf, Bischofsbrot oder Reisfleisch erscheinen auf den ersten Blick wie ganz normale Rezepte, die heutzutage teils noch bekannt sind, in den 1930er und 40er-Jahren in den USA jedoch absolut keine Selbstverständlichkeit waren. Fremde Maßeinheiten, kein freier Zugang zu den nötigen Zutaten, Sprachbarrieren, die begrenzte Verfügbarkeit der heimischen Rezepte – diese Dinge erschweren die Zubereitung oder machen sie sogar unmöglich. Teils waren es vor allem die Netzwerke unter den Exilant*innen, welche die Möglichkeit boten, weiterhin am Bekannten festzuhalten. Ein Beispiel hierfür bietet etwa die deutsch-jüdische Exil-Zeitung Aufbau. So finden sich hier u.a. Anzeigen für Cafés, Restaurants oder Konditoreien, die in der US-amerikanischen Großstadt deutsche oder österreichische Spezialitäten nach Originalrezepten anbieten.

(Text: Rebecca Hackel)

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