Erika Mann: Brief an Eva Herrmann (18. April 1933)
Erika Mann: Brief an Eva Herrmann (18. April 1933)
In die Fresse!
Erika Mann in einem Brief an Eva Herrmann, 18. April 1933
Mit diesen Worten fordert Erika Mann in ihrem Brief die Prügelstrafe für alle Schweizer NS-Sympathisantinnen. Renée Schwarzenbach, die Mutter ihrer engen Freundin Annemarie Schwarzenbach, hatte ihr zuvor als „kommunistische[m] Flüchtlingsgesindel” Hausverbot erteilt. Mann war mit ihrem politischen Kabarett Die Pfeffermühle im März 1933 nach Zürich geflohen. Dort gestaltete sich die Neugründung des Kabaretts jedoch schwierig. Erika befürchtete, dass ihre frechen Texte zur Geiselnahme und Folter von zurückgebliebenen Angehörigen führen könnten. An ihrem streitbaren Wesen änderte dies jedoch nichts. Mit humorvollem Trotz schildert sie Eva Herrmann die turbulenten Ereignisse nach ihrer Flucht und gibt einen Überblick über den Verbleib gemeinsamer Freunde.
Im März 1933 ist die Zukunft von Erika Mann ungewiss. Ihr Kabarett kann nicht auftreten und ihre jüngeren Geschwister befinden sich noch in Deutschland und damit in Gefahr. Im August 1933 konnte Die Pfeffermühle ihren Kampf gegen die nationalsozialistische Propaganda wieder aufnehmen. Sie versuchte andere Menschen zu mobilisieren und ließ sich von Verfolgung, Auftrittsverboten und Krawallen nicht aufhalten. Das Kabarett tourte zunächst durch Europa, scheiterte jedoch in den USA, weil dessen Art von Humor und Themen dort nicht zündeten. Trotzdem arbeitete Erika Mann im Exil als Rednerin, Autorin und Kriegskorrespondentin weiterhin unermüdlich gegen das Hitlerregime.
(Text: Malin Paul)
Weiterführende Literatur:
Keiser-Hayne, Helga: Erika Mann und ihr politisches Kabarett „Die Pfeffermühle” 1933-1937. Texte, Bilder, Hintergründe. Reinbek bei Hamburg, rowohlt 1995.
Lühe, Irmela von der: Erika Mann. Eine Biographie. 2. Auflage. Frankfurt/Main, Campus Verlag 1994.