PEN Zentrum Deutschland

PEN Zentrum Deutschland Logo

PEN Zentrum Deutschland

64293 Darmstadt

PEN Zentrum Deutschland

Foto: Literaturhaus DarmstadtLiteraturhaus Darmstadt© Foto: Nikolaus Heiss Das PEN-Zentrum Deutschland ist eine der weltweit über 140 Schriftstellervereinigungen, die im Internationalen PEN vereint sind. Die drei Buchstaben stehen für die Wörter Poets, Essayists, Novelists. Der PEN wurde 1921 in England als literarischer Freundeskreis gegründet. Schnell hat er sich über die Länder der Erde ausgebreitet und sich als Anwalt des freien Wortes etabliert – er gilt als Stimme verfolgter und unterdrückter Schriftsteller.
Mitglied des PEN kann nur werden, wer von einem der Zentren in den verschiedenen Ländern aufgrund besonderer schriftstellerischer Leistungen hinzugewählt wird und sich durch seine Unterschrift unter die Charta zu den Prinzipien des Clubs bekennt.

Besonders intensiv widmet sich der deutsche PEN dem international einmaligen Programm Writers-in-Exile als Fortsetzung seiner Writers-in-Prison-Aktivitäten – nicht zuletzt resultierend aus seiner eigenen geschichtlichen Verantwortung.

Das Writers-in-Exile-Programm des deutschen PEN-Zentrums

Neben den Aktivitäten in der Writers-in-Prison-Arbeit konzentriert sich das deutsche PEN-Zentrum darauf, verfolgten Schriftstellern, die zu uns kommen weil sie in ihren Herkunftsländern drangsaliert, manchmal sogar gefoltert wurden, dem Zugriff ihrer Peiniger zu entziehen und ihnen Schutz und eine Lebensperspektive zu bieten.

Mit finanzieller Unterstützung der Bundesregierung hat der PEN 1999 das Writers-in-Exile-Programm ins Leben gerufen. In verschiedenen Städten wurden Wohnungen für Exilschriftsteller eingerichtet, einige weitere Städte sind unserer Initiative gefolgt, wie z. B. Darmstadt mit dem Elsbeth-Wolffheim-Stipendium oder Weimar. Die ausländischen Kollegen, die in diesem Exil-Programm Aufnahme finden, erhalten aus einem bei der Staatsministerin für Kultur und Medien angesiedelten Etat ein – zunächst auf ein Jahr befristetes, maximal zwei Mal verlängerbares – Stipendium. Die Wohnung wird manchmal von der gastgebenden Gemeinde, manchmal ebenfalls aus dem Writers-in-Exile-Programm bezahlt, und die Geschäftsstelle des PEN in Darmstadt sowie freiwillige Helfer aus den Reihen der PEN-Mitglieder und des PEN-Freundeskreises sorgen dafür, dass den Stipendiaten bei den vielfältigen Problemen des Alltags geholfen wird. Gleichzeitig bemüht sich der PEN, für diese Autoren Kontakte zu Verlagen, Übersetzern und Redaktionen herzustellen, organisiert Lesungen und Diskussionsveranstaltungen, um die in Deutschland oft völlig unbekannten Autoren mit ihrem Werk hier dem Publikum vorzustellen und gibt Anthologien mit ihren Texten heraus.

Als Michael Naumann, der damalige Kulturstaatsminister, zusammen mit dem PEN dieses Programm aus der Taufe hob, begründete er das Engagement in dieser Sache damit, dass es für uns in Deutschland auch darum gehe, einen Teil jener „Dankesschuld“ abzutragen, die sich aus der Tatsache herleite, dass während der Nazi-Diktatur so viele deutsche Wissenschaftler, Schriftsteller und Künstler in anderen Ländern Aufnahme fanden.

Jede Organisation, die Hilfe anbietet für Schriftsteller, die ins Exil gezwungen wurden, macht schnell die Erfahrung, dass jedes Schicksal ein ganz besonderes ist. Allen gemein ist das Sprachproblem. Einen großen Unterschied macht es, ob jemand seine Familie zurücklassen muss, ob er hier eine Community von Landsleuten vorfindet, und, last not least, wie schwer die Traumatisierung auf seiner Seele lastet. In manchen Fällen ist es sogar nötig, eine Wohnung aufwendig zu sichern oder die Identität des Stipendiaten zu kaschieren. Uns kommt es darauf an, Bedingungen zu schaffen, unter denen sie – um ein Wort Adornos aufzugreifen – „ohne Angst“ und ohne Diskriminierung „verschieden sein können“.

Franziska Sperr
Writers-in-Exile-Beauftragte und Vizepräsidentin
des PEN-Zentrums Deutschland