musica reanimata. Förderverein zur Wiederentdeckung NS-verfolgter Komponisten und ihrer Werke

musica reanimata

musica reanimata. Förderverein zur Wiederentdeckung NS-verfolgter Komponisten und ihrer Werke

Steubenstraße 35

99423 Weimar

musica reanimata. Förderverein zur Wiederentdeckung NS-verfolgter Komponisten und ihrer Werke

Im September 1990 gründeten einige Musikwissenschaftler, ausübende Musiker und Musikkritiker in Berlin den gemeinnützigen Verein musica reanimata, um nach wesentlichen vergessenen oder verschollenen Werken NS-verfolgter Komponisten zu suchen und sie ins öffentliche Musikleben zu integrieren. Die Begegnung mit dem Schaffen Viktor Ullmanns, der unter den menschenunwürdigen Bedingungen des Zwangsghettos Theresienstadt ein Meisterwerk wie die Oper „Der Kaiser von Atlantis“ komponiert hatte, bildete den auslösenden Impuls. Neben den in Theresienstadt internierten und in den Todeslagern ermordeten Komponisten bezieht der Verein in den letzten Jahren vermehrt den Bereich des Exils und der Remigration mit ein.

musica reanimata setzt sich zum Ziel, erstens die biografischen Recherchen, die konservatorische Sicherung und die musikwissenschaftliche Erforschung der Notentexte durch Eigenarbeit und durch Beauftragung dazu befähigter Personen und Institutionen zu fördern, zweitens für die Herausgabe und Publikation der Notentexte durch Musikverlage Sorge zu tragen, drittens die Verbreitung der Kompositionen im öffentlichen Konzertleben zu fördern.

Arbeitsstelle und Archiv des Vereins befanden sich über viele Jahre im Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin und sind heute in der Universität der Künste Berlin untergebracht.

Der Initiative dieses Vereins ist es maßgeblich zu verdanken, dass die Werke einiger Komponisten in die Verlagsprogramme und in das Repertoire renommierter Solisten, Kammerensembles und Orchester integriert wurden. Für diese Arbeit wurde musica reanimata mit dem Kritikerpreis für Musik 2006 des Verbandes der Deutschen Kritiker e.V. ausgezeichnet.

Gesprächskonzerte / Symposien

Seit 1990 hat sich musica reanimata mit über 100 Gesprächskonzerten im  Berliner Konzertleben etabliert. Die im Konzerthaus Berlin verankerte und im Deutschlandfunk ausgestrahlte Reihe mit 5 Konzerten pro Saison stellt in der Regel an einem Abend einen Komponisten mit ausgewählten Werken und Berichten über sein Leben und Schaffen vor. Hans-Joachim Koellreutter, Ursula  Mamlok, Alfred Goodman, George Dreyfus und Samuel Adler konnten noch persönlich anreisen. Sonst sind Zeitzeugen die Gesprächspartner. Jedes Konzert wird durch Medienlisten der Zentral- und Landesbibliothek Berlin ergänzt.  Zum zwanzigjährigen Bestehen des Vereins begann 2010 eine CD-Edition der Gesprächskonzerte.

Darüber hinaus finden in unregelmäßigen Abständen internationale wissenschaftliche Symposien statt, deren Ergebnisse in der eigenen Schriftenreihe veröffentlicht wurden.

Schriftenreihe

Unter dem Titel Verdrängte Musik  gibt der Verein im Pfau-Verlag Saarbrücken eine eigene Schriftenreihe heraus (Band 1-15 im von Bockel-Verlag Hamburg). Die bisher erschienenen Bände enthalten wissenschaftliche Beiträge und Dokumenten zu Leben und Werk folgender Komponisten:

Erwin Schulhoff (Band 4,7, 8, 11, 20)
Viktor Ullmann (Band 1-4, 12, 14, 16)
Pavel Haas (Band 1, 9)
Hans Krása (Band 1, 19)
Gideon Klein (Band 1,6)
Berthold Goldschmidt (Band 10)
Günter Raphael (Band 13)
Hanning Schröder (Band 15)
Australien-Exil (Band 17)
Max Brand, Alfred Goodman, Józef Koffler und Ursula Mamlok (Band 18)

Mitteilungen und Website

Die regelmäßig erscheinenden mr-Mitteilungen erhalten biographische, dokumentarische und werkanalytische Beiträge über NS-verfolgte Komponisten und informieren über die Arbeit des Vereins und thematisch verwandte Aktivitäten.

Die Webseite von musica reanimata dokumentiert die Gesprächskonzerte und enthält ein Verzeichnis der bereits aufgeführten Komponisten sowie eine umfangreiche Linksammlung zum Thema.