Gesellschaft für Exilforschung e.V.

Gesellschaft für Exilforschung e.V.

Gesellschaft für Exilforschung e.V.

Huttenstraße 2

97072 Würzburg

Gesellschaft für Exilforschung e.V.

Die Gesellschaft für Exilforschung gründete sich am 25. April 1984 in Marburg zunächst als deutscher Zweig der ein Jahr zuvor in den USA offiziell gegründeten Society for Exile Studies, Inc., jetzt: North American Society for Exile Studies. Mittlerweile als autonome und gemeinnützig anerkannte Organisation ist sie ihr weiterhin in Kooperation verbunden. Emigrantinnen und Emigranten und Exilantinnen und Exilanten haben maßgeblich das Zustandekommen beider Vereinigungen befördert.

Ziel der Gesellschaft für Exilforschung ist es, die komplexe Problematik von Emigration und Exil aus dem deutschsprachigen Mitteleuropa interdisziplinär aufzuarbeiten, die politischen, wissenschaftlichen, kulturellen und künstlerischen Leistungen der Exilierten und der Remigranten zu vermitteln und – unter dem Aspekt der Erinnerungsarbeit – den Dialog zwischen ForscherInnen, Betroffenen, nachfolgenden Generationen, Interessierten, verwandten Institutionen und Organisationen sowie mit der Öffentlichkeit zu befördern. Max Horkheimer und Theodor W. Adorno folgend, geht es nicht „um die Konservierung der Vergangenheit, sondern um die Einlösung der vergangenen Hoffnungen“.

Innerhalb der Gesellschaft für Exilforschung entstand Ende der 1980er Jahre die Arbeitsgemeinschaft „Frauen im Exil“, die sich als lockeres Bündnis von Forscherinnen und Studentinnen aus den Geistes- und Sozialwissenschaften sowie Zeitzeuginnen versteht und unter geschlechterdifferenzierender Perspektive über das Exil arbeitet.

Die gegenwärtigen Wanderungsbewegungen aus unterschiedlichen politischen und sozialen Gründen stellen die Exilforschung vor neue Aufgaben. Verweise auf das historische Exil können zur Sensibilisierung für die heutige Praxis des politischen und humanitären Asyls und zum besseren Verständnis der mit den aktuellen Prozessen von Migration, Integration und Akkulturation einhergehenden sozialen, kulturellen und politischen Probleme beitragen. Tagungen und Publikationen, wie Exile im 20. Jahrhundert, Übersetzung als transkultureller Prozess, Metropolen des Exils, Exil, Entwurzelung, Hybridität und Familiengeschichte(n). Erfahrungen und Verarbeitung von Exil im Leben der Töchter, markieren Ansätze zur Auseinandersetzung mit diesem Komplex.

Die aufgezeigten Fragestellungen, die historischen und aktuellen politischen und kulturellen Kontexte lassen den Zusammenhang der Exilforschung mit den Geschichts-, Sozial- und Kulturwissenschaften erkennen.

Ein Anliegen der Gesellschaft für Exilforschung wird es künftig sein, die Ergebnisse und Erkenntnisse der Exilforschung nachhaltiger als bisher im Bereich edukativer und kommunikativer öffentlicher Einrichtungen in der Bundesrepublik, aber auch international zur Geltung zu bringen.

Daten und Zahlen

Die Gesellschaft für Exilforschung e. V. zählt im Jahr 2013 rund 260 individuelle Mitglieder und sieben zahlende Institutionen in 19 Ländern; mit weiteren Institutionen bzw. Gesellschaften besteht eine Mitgliedschaft auf Gegenseitigkeit (Publikationsaustausch). Durch die Einrichtung von „Work-in-progress“-Präsentationen auf ihren Tagungen und Doktoranden-Workshops will die Gesellschaft für Exilforschung Nachwuchskräfte für die Exilforschung interessieren und fördern.

Aktuelle Projekte

Der Förderung der Forschung wie der direkten Kommunikation dienen die in Kooperation mit anderen Instituten gestalteten mehrtägigen, international und interdisziplinär besetzten Konferenzen im Rahmen der Jahresversammlung der Mitglieder der Gesellschaft für Exilforschung im Frühjahr und der von der Arbeitsgemeinschaft „Frauen im Exil“ organisierten Tagungen im Herbst.

Das Ende des Exils? Briefe von Frauen nach 1945 (Oktober 2013 in der Georg-von-Vollmar-Akademie e.V. in Kochel am See)
Kometen des Geldes. Ökonomie und Exil (März 2014 im Literaturhaus Wien) mit einem Doktoranden-Workshop
Flüchtige Geschichte und geistiges Erbe – Reflexionen zum Stand der Frauenexilforschung und zur Frage der Vermittlung (Oktober 2014 in Kooperation mit dem wissenschaftlichen Beirat des Alice Salomon Archivs in Berlin)
Krieg und Frieden – Nachbetrachtungen unter dem Aspekt der Exilforschung (März 2015 in Kooperation mit dem Erich Maria Remarque-Friedenszentrum in Osnabrück)

Publikationen

Im Auftrag der Gesellschaft für Exilforschung / Society for Exile Studieserscheint seit 1983 das internationale Jahrbuch Exilforschung. Als langjährige Herausgeber sind Thomas Koebner, Wulf Koepke †, Claus-Dieter Krohn, Erwin Rotermund und Lutz Winckler zu nennen, ab Band 31 übernimmt Doerte Bischoff die hauptverantwortliche Herausgeberschaft. Die jüngsten Bände widmen sich den folgenden Themen:

Exilforschung – Ein internationales Jahrbuch – Band 28/2010: Gedächtnis des Exils – Formen der Erinnerung
Exilforschung – Ein internationales Jahrbuch – Band 29/2011: Bibliotheken und Sammlungen im Exil
Exilforschung – Ein internationales Jahrbuch – Band 30/2012: Exilforschungen im historischen Prozess
Exilforschung – Ein internationales Jahrbuch – Band 31/2013: Dinge des Exils

Bis 2007 dokumentierte die Arbeitsgemeinschaft „Frauen im Exil“ ihre Tagungen in neun Sammelbänden, seit 2008 gibt sie die Reihe Frauen und Exil heraus. Zuletzt erschienen:

Häntzschel, Hiltrud/Hansen-Schaberg, Inge (Hg.): Alma Maters Töchter im Exil – zur Vertreibung von Wissenschaftlerinnen und Akademikerinnen in der NS-Zeit. Bd. 4, München 2011
Hansen-Schaberg, Inge / Thöner, Wolfgang / Feustel, Adriane (Hg.): Entfernt: Frauen des Bauhauses während der NS-Zeit – Verfolgung und Exil. Bd. 5, München 2012
Häntzschel, Hiltrud / Asmus, Sylvia / Goetzinger, Germaine / Hansen-Schaberg, Inge (Hg.): Auf unsicherem Terrain – Briefeschreiben im Exil. Bd. 6, München 2013

Zu den Inhalten dieser Veröffentlichungen sowie des internationalen Jahrbuchs Exilforschung siehe www.exilforschung.de. Der zweimal jährlich erscheinende Neue Nachrichtenbrief (NNB), den Patrik von zur Mühlen über 20 Jahre redaktionell betreut hat, wird jetzt von Katja Zaich redigiert; er wird als PDF-Dokument auf der Homepage publiziert und archiviert. Der Vorläufer des NNB war der ab 1983 von Ernst Loewy † herausgegebene Nachrichtenbrief/Newsletter, der 1995 als Reprint im Saur Verlag veröffentlicht worden ist.

1998 erschien das Handbuch der deutschsprachigen Emigration 1933-1945, herausgegeben von Claus-Dieter Krohn, Patrik von zur Mühlen, Gerhard Paul und Lutz Winckler.