Deutsches Kunstarchiv im Germanischen Nationalmuseum
Deutsches Kunstarchiv im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg
Kornmarkt 190402 Nürnberg
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- Dr. Susanna Brogi
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Deutsches Kunstarchiv im Germanischen Nationalmuseum
Das Deutsche Kunstarchiv ist das größte Archiv für schriftliche Vor- und Nachlässe zur bildenden Kunst im deutschsprachigen Raum. Es wurde 1964 als „Archiv für Bildende Kunst“ gegründet, um die privaten Dokumente von Künstlern aufzunehmen, darunter namhafte Personen wie Lovis Corinth, Otto Dix, Olaf Gulbransson, Franz Marc, Ernst Wilhelm Nay, Richard Riemerschmid oder Werner Tübke. Neben den Künstlern gehören aber auch die Vor- und Nachlässe von Kunstwissenschaftlern zum Sammelauftrag des Archivs, darunter beispielsweise die von Kurt Bauch, Ludwig Grote, Gustav Hartlaub, Edwin Redslob oder Wilhelm Worringer. Darüber hinaus wurden Galerien- und Vereinsnachlässe akquiriert, zum Beispiel die zweier einst international bekannter Kunsthandlungen – der Dresdner Galerie von Ernst Arnold und Ludwig Gutbier sowie der Münchner Kunsthandlung Heinemann, des Künstlersonderbunds Deutschland oder des Verbands Deutscher Kunsthistoriker. Aufgenommen wird in der Regel schriftliches Archivgut wie persönliche Dokumente, Korrespondenz und Unterlagen zum beruflichen beziehungsweise künstlerischen Leben. Aufgrund seiner gewachsenen Bedeutung wurde das Archiv 2008 in „Deutsches Kunstarchiv“ umbenannt.
Als eine zentrale Forschungseinrichtung der Bundesrepublik Deutschland hat das Deutsche Kunstarchiv nicht nur das Sammeln und Bewahren dieser Unterlagen zur Aufgabe, sondern auch deren wissenschaftliche Erschließung, die Beantwortung der schriftlichen Anfragen, die Betreuung der Archivnutzer vor Ort, sowie die Erforschung und Vermittlung der eigenen Bestände.
Seit Mitte der 1970er Jahre finden Sonderausstellungen in der Reihe „Werke und Dokumente“ statt, die stets von einem Katalog begleitet werden. Sie zeigen anhand des künstlerischen Œuvres sowie des schriftlichen Nachlasses Eigenart und Zeittypik des jeweiligen Künstlers auf. Über neue Erkenntnisse, die Forscher aus ihrer Arbeit im Archiv gewinnen, informieren seit 2008 Vorträge in der Reihe „Aus dem Deutschen Kunstarchiv“.
Zudem werden einzelne Bestände in wissenschaftlichen Projekten bearbeitet. Seit Juli 2010 steht beispielsweise die für die Provenienzforschung wichtige Datenbank „Galerie Heinemann online“ im Internet zur Verfügung. Sie ermöglicht Recherchen zum Kunsthandel der Münchner Galerie Heinemann (1872-1938), schwerpunktmäßig für den Zeitraum von 1890 bis 1939 und erschließt Informationen zu rund 43.500 bedeutenden Gemälden aller Epochen sowie zu etwa 13.000 mit ihrem Erwerb beziehungsweise Verkauf verbundenen Personen und Institutionen.
Daten und Zahlen
Das Archiv umfasst 1.388 Bestände aus dem 19. Jahrhundert bis heute, die sich über rund 2.800 laufende Regalmeter erstrecken (Stand: August 2013). Es handelt sich um Echte Nachlässe, Unechte Nachlässe, Teilnachlässe, Vorlässe, Sammlungen und Institutionsarchive von Malern, Bildhauern, Architekten, Installationskünstlern, Fotografen, Kunstwissenschaftlern, Kunstsammlern, Kunstinstitutionen und Galerien. Darüber hinaus existiert eine umfangreiche Sammlung an Drucksachen und Zeitungsausschnitten zur bildenden Kunst.
Aktuelle Projekte
Aktuelles Digitalisierungsprojekt: DigiPortA - Digitalisierung und Erschließung von Porträtbeständen. Kooperationspartner sind neun Archive der Leibniz-Gemeinschaft. Projektleitung: Deutsches Museum, München. Aus dem Deutschen Kunstarchiv werden ca. 4.100 bis 4.500 Portraits, v.a. Fotografien, erfasst. Die Freischaltung im Internet ist für 2015 vorgesehen.
Laufende Vortragsreihe: Aus dem Deutschen Kunstarchiv. Einmal im Quartal werden neue wissenschaftliche Erkenntnisse der Archivnutzer einem kunstinteressierten Publikum vorgestellt. Die Vorträge werden von kleinen Vitrinenausstellungen begleitet, die das jeweilige Thema anhand von Originaldokumenten aus dem Deutschen Kunstarchiv illustrieren.
Kommende Ausstellung: Gesichter. Ausgewählte Portraitfotografien aus dem Deutschen Kunstarchiv. 19.3.-19.7.2015. Zur Ausstellung wird ein Begleitkatalog erscheinen.
Ausstellungen und Kataloge (Auswahl)
Johannes Grützke. Die Retrospektive. Werke und Dokumente, NF. 15. Bearbeitet von Birgit Jooss, Nürnberg 2011
Georg Tappert. Deutscher Expressionist. Werke und Dokumente, NF. 14. Bearbeitet von Gesa Bartholomeyczik u.a., Nürnberg 2005
Heinz Trökes. Werke und Dokumente, NF. 13. Bearbeitet von Irmtraud von Andrian-Werburg u.a., Nürnberg 2003
Karl Hartung. Werke und Dokumente, NF. 12. Bearbeitet von Irmtraud von Andrian-Werburg u.a., Nürnberg 1998
Richard Riemerschmid. Vom Jugendstil zum Werkbund. Werke und Dokumente, NF. 5. Bearbeitet von Winfried Nerdinger u.a., München 1982
Ernst Wilhelm Nay. Bilder und Dokumente. Werke und Dokumente, NF. 1. Bearbeitet von Elisabeth Nay-Scheibler u.a., München 1980
Publikationen (Auswahl)
Jooss, Birgit: Nachlassverwaltung mit Geschäftssinn. Wie der schriftliche Nachlass von Lovis Corinth ins Deutschen Kunstarchiv gelangte, in: Von Künstlernachlässen und ihren Verwaltern. Eine Publikation des Arbeitskreises selbständiger Kultur-Institute e.V. – AsKI. Hrsg. von Volkmar Hansen, Ulrike Horstenkamp und Gabriele Weidle. Bonn 2011, S. 34–51
Jooss, Birgit: Das Projekt „Galerie Heinemann online“ und zukünftige Digitalisierungsmaßnahmen im Deutschen Kunstarchiv in Nürnberg, in: Archivalische Zeitschrift. Hrsg. von der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns, 92. Bd., Wien / Köln / Weimar 2011, S. 141–159
Pese, Claus: Mehr als nur Kunst. Das Archiv für Bildende Kunst im Germanischen Nationalmuseum, Ostfildern-Ruit 1998
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