Franz und Alma Werfel: Brief an Albine Werfel (23. Juli 1940)
Franz und Alma Werfel: Brief an Albine Werfel (23. Juli 1940)
Es ist für uns alle eine unsagbar schreckliche Situation.
Franz Werfel an seine Mutter Albine Werfel, 23. Juli 1940
Vor mir liegt der Briefwechsel zwischen Franz Werfel, seiner Frau und seinen Eltern. Das Papier, auf dem der Brief geschrieben ist, scheint sehr alt zu sein. Es hat eine beige Tönung und die Schrift ist kaum lesbar. Besonders schwer war es für mich zu lesen, weil über jedes „U“ noch ein Strich gezogen wurde und die Schrift sehr krakelig ist.
Es sind zwei Seiten beschrieben, mit einem blauen und einem lila Stift. Mit der blauen Farbe schrieb Franz Werfel und in lila seine Frau Alma. Sie schreiben an Werfels Mutter, dass sie nach Marseille wollen, aber kein s.c. (sauf conduit) erhalten. Deshalb sitzen sie in einem „Kleinbürgerort“, in einem, wie sie sagen, „erträglichen Zimmer“. Werfels Vater ist krank.
Seine Eltern erfahren von Franz Werfels Frau, dass sie sehr froh sei über seine neue Novelle „die er im Winter gemacht“ habe und dass sie ein jämmerliches Leben führen. Franz Werfel schreibt noch, dass er „bei der ersten Möglichkeit“ zu den Eltern kommen werde. Er hätte mehrere Telegramme abgesandt, in denen er auf Hilfe hofft. Er erwarte ein sauf conduit, um nach Marseille fahren zu können. Dort seien alle Consuln, wenn diese auch versagen, „werde er sich wohl nach Sanary zurückziehen müssen“.
Werfel vermisst die Eltern sehr. Es tut mir leid, dass Franz Werfel seine Eltern nicht sehen konnte, besonders weil der Vater krank war. Das ist bestimmt schwer. Ich könnte meine Eltern nicht so allein lassen, egal in welcher Lage ich wäre.
Rebecca
Galerie
