Johann Georg Tinius

Stich: Tod eines Bücherliebhabers
Tod eines Bücherliebhabers, Stich aus Freund Heins Erscheinungen in Holbeins Manier von J. K. A. Musäus, 1785
Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig

Johann Georg Tinius

Gottesmann, Bibliomane, Mörder

Ich dachte lange an den Magister Tinius, den Bücherverfallenen, der mit seinem Hammer durch die öden Heiden des Fläming schlich: wenn Andere das Geld haben, und er braucht doch die Bücher?!

Arno Schmidt, Das steinerne Herz, 1956

Geboren

Im Jahr 1813 wurde eine wohlhabende Leipziger Witwe Opfer eines Raubmords. Das Motiv – Geld für den Ankauf von Büchern. Die Tatwaffe – ein Hammer zum Justieren von Bücherregalen. Der beschuldigte Mörder – ein Theologe, Gelehrter und Büchersammler. Der sächsische Pfarrer Johann Georg Tinius war Büchern verfallen. Seine mindestens 40.000 Bände umfassende Gelehrten-Bibliothek erweiterte er ständig. In einem Winter sollen es allein 27 Zentner Bücher gewesen sein.

22 Jahre Gefängnis waren der Preis für diese Sammelwut; seine Bibliothek wurde 1821 versteigert. Doch als echter Bibliomane kannte er auch den Inhalt seiner Bücher auswendig und setzte in Gefangenschaft seine wissenschaftlichen Studien fort.