Der promovierte Kunsthistoriker Alfred Neumeyer fühlte sich seit seiner Jugend stark zur Schriftstellerei berufen. Anfänglich schwankte er zwischen seinen beiden Begabungen und widmete sich ihnen parallel: 1931 wurde er Privatdozent für Kunstgeschichte in Berlin, 1932 erschien sein Roman Nourraine der Geschichtenerzähler als Folge in einer Zeitung. Die Nationalsozialisten schränkten die Wirkungsfelder des jüdischen Gelehrten jedoch nach ihrer Machtergreifung schikanös ein, so dass sich dieser im Sommer 1935 zur Emigration aus Deutschland gezwungen sah.

Über die Vermittlung eines Freundes fand er eine Anstellung am Mills College in Kalifornien als Dozent für Kunstgeschichte und als Museumsdirektor. Von der amerikanischen Westküste aus förderte Neumeyer in den Folgejahren emigrierte oder emigrationswillige Künstler. So verknüpften sich beispielsweise die Wege und Hoffnungen Lyonel Feiningers, Oskar Kokoschkas und Josef Albers mit ihm.

Neumeyer blieb während seines Exils literarisch tätig, auch wenn sein Schwerpunkt auf dem kunstgeschichtlichen Arbeiten lag. 1939 erschien von ihm in Thomas Manns Schweizer Exilzeitschrift Mass und Wert die Novelle Laurel Valley. 1948 folgte ein Novellenband. Darin werden die Protagonisten von der Macht des Schicksals geleitet, ähnlich der Vita des ins Exil gedrängten Autors. Einen Roman über den Maler Matthias Grünewald konnte Neumeyer wegen seines Todes 1973 nicht mehr vollenden. Mit Lichter und Schatten hinterließ er eine eindrucksvolle autobiografische Schilderung, die mit seiner Abfahrt ins US-amerikanische Exil 1935 endet.

Auswahl wichtiger Werke:
Ausrast und Wanderschaft (Gedichte, 1925)
Treue und andere Novellen (1948)
Lichter und Schatten (Autobiografie, 1967)
Gesammelte Schriften (1977)