Arnold Zweig: Bilanz der deutschen Judenheit 1933, Manuskript (1933)

Manuskript: Arnold Zweig, Bilanz der deutschen Juden[heit] 1933
Arnold Zweig, Bilanz der deutschen Juden[heit] 1933, auf dem Titelblatt mit handschriftlich hinzugefügter Widmung an den Sammler Menachem Foguelson, Haifa 1935, Auszug
Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, Signatur EB autograph 475. Publikation: Arnold Zweig: Bilanz der deutschen Judenheit 1933. Ein Versuch. Berliner Ausgabe, Band III/3.2, © Aufbau Verlage GmbH & Co. KG, Berlin 2015

Arnold Zweig: Bilanz der deutschen Judenheit 1933, Manuskript (1933)

Und so wurde es Sommer, ein herrlicher provençalischer Frühsommer, und zwischen Bädern und Spaziergängen beendeten wir die Niederschrift von ‚Bilanz der deutschen Judenheit 1933‘. Zum Glück hatte sich Lion Feuchtwanger (…) die fünf Bände ‚Jüdisches Lexikon‘ aus Berlin schicken lassen können; in ihnen fand ich alles, was ich zur Ergänzung meines Materials nachschlagen musste.

Arnold Zweig, Freundschaft mit Freud. Ein Bericht, 1947-1962, veröffentlicht 1996


Im Frühjahr 1933 schrieb Arnold Zweig erste Gedanken und Entwürfe für ein Buch nieder, das eine Bilanz deutsch-jüdischer Beziehungen ziehen sollte. Angesichts der dramatischen Lage der Juden in Deutschland war es Zweigs Wunsch, dass das Werk vor allem im Ausland Aufmerksamkeit finden würde. Der Autor sah daher die deutschsprachige Ausgabe des Buchs, die für Oktober 1933 im Amsterdamer Verlag Querido geplant war, lediglich als einen Zwischenschritt zu mehreren fremdsprachigen Ausgaben an, die möglichst schnell erscheinen sollten.

Mitte Juni 1933 traf Zweig in Sanary-sur-Mer ein. Dort diktierte der fast blinde Schriftsteller seiner Sekretärin Lily Offenstadt binnen zwei Monaten die erste Niederschrift des kompletten Werks, die er dann noch einmal redigieren wollte. Diese Überarbeitung nahm jedoch einen solchen Umfang an, dass der Erscheinungstermin ins Jahr 1934 verschoben werden musste. In einem Brief an Marta Feuchtwanger schrieb Zweig am 1. Dezember 1933 aus Paris: „Ich klebe noch immer am Manuskript von ‚Bilanz‘, und wenn ich 10 Tage lang nach Maßgabe meiner Augen stramm arbeite, werde ich gerade fertig werden.“ (Lion Feuchtwanger – Arnold Zweig, Briefwechsel, 1984)

Als das Buch im April 1934 schließlich erschien, hatte sich die außenpolitische Situation Deutschlands merklich verändert: Die internationale Entrüstung gegenüber Hitler war in Akzeptanz umgeschlagen und Zweigs Werk verfehlte die beabsichtigte Wirkung. Ausländische Verlage zeigten kaum mehr Interesse. Eine englische Übersetzung der Bilanz erschien erst 1937 in Großbritannien. 

Weiterführende Literatur:

Arnold Zweig: Bilanz der deutschen Judenheit 1933. Ein Versuch. Berlin: Aufbau 1998

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