Wolfgang Langhoff: Die Moorsoldaten (1935)

Wolfgang Langhoff: Die Moorsoldaten (1935)
Wolfgang Langhoff. Die Moorsoldaten. 13 Monate Konzentrationslager. Ein unpolitischer Tatsachenbericht. Zürich: Schweizer Spiegel-Verlag, 1935
„Bürgerstiftung für verfolgte Künste – Else-Lasker-Schüler-Zentrum – Sammlung Gerhard Schneider“ im Kunstmuseum Solingen, © Schweizer Spiegel-Verlag AG

Wolfgang Langhoff: Die Moorsoldaten (1935)

Tatsachenbericht über 13 Monate Konzentrationslager

Wenn meine Liebe Deutschland gilt, warum habe ich diesen Bericht geschrieben? Weil das, was augenblicklich in Deutschland geschieht, nicht Deutschland oder doch nur ein Teil, der häßlichste Teil Deutschlands ist. Denn diejenigen, die heute Heimatliebe, deutsches Wesen, deutsche Art im Mund führen und deren Kampfwaffen Mord, Verrat und alle finsteren Triebe der Barbarei sind, nennen sich zu Unrecht die besten Söhne meiner Heimat. Die Zeit wird es beweisen.

Zitat aus Wolfgang Langhoffs Tatsachenroman Die Moorsoldaten, 1935


Dreizehn Monate verbrachte der Schauspieler Wolfgang Langhoff als „Moorsoldat“ im Konzentrationslager Börgermoor, bevor er nach dem gescheiterten Versuch eines Neuanfangs im nationalsozialistischen Deutschland ins Schweizer Exil ging. Hier schrieb er seine Erinnerungen an die Zeit der Gefangenschaft auf und veröffentlichte diese 1935 im Schweizer Spiegel-Verlag.

Die Moorsoldaten gehörte zu den ersten Quellen, die von der Situation in den deutschen Konzentrationslagern berichteten und somit die Politik der nationalsozialistischen Diktatur offen legten. In einem nüchternen wie realistischen Stil erzählt Langhoff zum einen von den Schikanen und der Gewalt, die die Gefangenen „brechen“ sollten. Zum anderen bekommen die Solidarität und der Widerstand der Gefangenen Raum. Ein weltweit bekanntes Zeugnis dieses Widerstands ist das „Moorsoldatenlied“.

Buch und Autor stellten deshalb eine Bedrohung für das nationalsozialistische System dar. Kurz nach der Veröffentlichung des Buches wurde Wolfgang Langhoff – mit der Begründung, er sei ein „Volksschädling“ – die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt, somit war er staatenlos. Darüber hinaus schickten die Nationalsozialsozialisten Spitzel in die Schweiz, die ihn diffamierten und verfolgten. Zugleich untersagten die Schweizer Behörden in einigen Kantonen die Vortragsreihe zum Buch. Später wurde dieses Verbot auf das gesamte Bundesgebiet ausgedehnt.

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