Sonderausstellung: Ludwig Meidner

Ludwig Meidner - Nach 1933 in Deutschland

Ludwig Meidner, Bettler, 1935/36
Ludwig Meidner, Bettler, 1935/36, aquarellierte Kohlezeichnung, 54,8 x 69,5 cm
Foto: Herbert Fischer, © Ludwig Meidner-Archiv, Jüdisches Museum der Stadt Frankfurt am Main, Inv. Nr. JMF2016-0039
Sonderausstellung: Ludwig Meidner

Ludwig Meidner - Nach 1933 in Deutschland

Der Ablauf der Weltgeschichte machte mich auch dort zum Zeugen, wie unsere Synagogen unter dem Jubel der Kölner Bevölkerung demoliert wurden. Unerträglich brannte einem der Boden unter den Füssen, aber ich musste noch monatelang aushalten.

Ludwig Meidner, Hinweis auf mich selbst, 1944 [?]


Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Meidners Situation als exponierter jüdischer Künstler zunehmend prekär. Die Möglichkeiten, seinen Lebensunterhalt als bildender Künstler aber auch als Schriftsteller zu bestreiten, wurden immer eingeengter. 1935 nahm Meidner eine Stelle als Zeichenlehrer an einer jüdischen Schule in Köln an. Dadurch war nicht nur ein festes Einkommen gesichert, Meidner konnte so auch dem wachsenden antisemitischen Druck in Berlin entgehen. Obwohl Meidner bereits seit 1933 verschiedene Auswanderungspläne erwogen hatte, gelang ihm und seiner Familie erst 1939 die Ausreise nach England, nachdem angesichts der Novemberpogrome die Situation für Juden in Deutschland unerträglich geworden war.

In seinem bildnerischen Schaffen findet das Leben unter dem Nationalsozialismus Niederschlag in einer Serie düsterer Kohlezeichnungen, der Meidner den Titel "Visionen" gibt. Diese komplexen, verrätselten Darstellungen, deren Deutung schwerfällt, vermitteln die Atmosphäre einer diffusen Bedrohung. Daneben entstehen aber auch in Anknüpfung an die Katastrophenszenen der 1910er Jahre Figurengruppen, die als Kommentare auf die Ausgrenzung und Entrechtung der Juden durch die Nationalsozialisten interpretiert werden können. Es handelt sich Personen, die ungeschützt unter freiem Himmel lagern: um Bettler, Vertriebene, Heimatlose.

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