Literatur

Was macht Literatur als Kunstform aus und was geschieht mit Literatur, wenn ihre Autoren ins Exil gezwungen werden? Literatur ist von Schrift und Sprache geprägt und – wie alle Künste – auf Öffentlichkeit angewiesen. Erzählte Welten folgen eigenen Gesetzen von Raum und Zeit. Schriftsteller arbeiten mit Vorgefundenem und Erfundenem, sie arrangieren ihr Material zu einem literarischen Text, etwa zu einem Gedicht, einem Drama oder einem erzählenden Text.

Gibt es eine Gattung Exilliteratur? Sind Schriftsteller, die ins Exil gehen, Exilautoren? Allgemeingültige Aussagen über „Exilliteratur“ als Genre oder Gattung sind problematisch. Doch wie verändert sich die Kunstform Literatur im Exil? Schriftsteller, deren Werke als Exilliteratur gelten, haben in ihren Arbeiten oft wenig gemeinsam. Ähnliche Erfahrungen wie der Bruch mit dem Herkunftsland oder der Verlust von Heimat und Sprache müssen nicht zwingend Eingang in ihre literarischen Texte finden. Wo Exil selbst zum Thema wird, kann dies auf ganz unterschiedliche Weise umgesetzt werden, zum Beispiel in historischen Romanen. Sowohl im Herkunftsland als auch in den Aufnahmeländern hatte die Verfolgung von Künstlern in den Machtbereichen des Nationalsozialismus sowie deren Exil weitreichende Konsequenzen für das literarische Leben. Die nationalsozialistische Politik führte zu einer „Eindeutschung“ und einem Erfolg von Blut-und-Boden-Literatur, zugleich entstand eine markante Lücke, die die Exilanten hinterließen. 

Die meisten Schriftsteller, die vor der nationalsozialistischen Verfolgung ins Exil fliehen mussten, wurden zuvor schon aus der Öffentlichkeit gedrängt. Die Nationalsozialisten setzten ihre Namen auf schwarze Listen, ihre Bücher wurden bei Bücherverbrennungen vernichtet und sie waren Verfolgung und Berufsverboten ausgesetzt. Nicht alle Autoren konnten im Exil weiterschreiben. Der unmittelbare Kontakt zu deutschsprachigen Lesern riss vielfach ab. Möglichkeiten, um die literarische Produktion im Exil zu veröffentlichen, übersetzen zu lassen oder aufzuführen, bestanden je nach Exilland nur eingeschränkt. Einigen gelang der Sprachwechsel, für andere war die Konfrontation mit einer neuen Sprache der Beginn von Schreibblockaden bis hin zu Sprachverlust und Schweigen.

So wie für viele Exilanten das Exil nach 1945 nicht endete, reichen auch dessen Auswirkungen im deutschsprachigen Raum bis in die Gegenwart. Lange Zeit waren viele exilierte Schriftsteller völlig vergessen und wurden erst sehr spät wiederentdeckt und veröffentlicht. Auch heute noch ist das Exil als Erfahrung zum Beispiel in Autobiografien präsent, ebenso als Thema in der Gegenwartsliteratur. Und auch gegenwärtig sind weltweit Schriftsteller von Verfolgung bedroht und werden etwa vom PEN-Zentrum Deutschland unterstützt.

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