Postkarte Müller

Herta Müller: Collagengedicht
DLA Marbach, Nachlass Oskar Pastior, © Prof. Dr. Klaus Ramm

Postkarte Müller

Junges Museum

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

wir haben hier ein weiteres, ausdrucksstarkes Exponat aus dem Leben von dem uns allseits bekannten Oskar Pastior. Das Besondere an diesem Collagen-Gedicht ist, dass es von einer großartigen, starken Frau kreiert wurde, der Nobelpreisträgerin Herta Müller. 2009 nahm sie den wichtigsten aller Literaturpreise entgegen.

Als gute Freundin mit demselben Schicksal beeinflusste und charakterisierte Herta Müller das Schreiben Pastiors. Als Zeichen der Freundschaft zu Oskar Pastior widmete sie ihm nun dieses Werk der vollendeten Unvollkommenheit.

Es besteht aus einem Sammelsurium an einzeln ausgewählten Wörtern, welche von dazu korrespondierenden Symbolen begleitet werden. Sie verstärken den mysteriösen Eindruck und fordern den Drang, die Botschaft zu entschlüsseln, heraus. Zehn horizontal angeordnete Verse auf weißem Grund warten nun darauf, von Ihnen unter die Lupe genommen zu werden. Also tauchen wir gemeinsam in die Gedankenwelt Herta Müllers ein.

"Von zuhaus' den alten Mokkalöffel sollst du jedenfalls behalten", sind die Verse, die Pastior einen weisen Ratschlag geben. Natürlich haben Sie die Aussage dessen schon längst erkannt. Lassen Sie mich dennoch ein, zwei Worte darüber verlieren:

Der Mokkalöffel. Eindeutig das Schlüsselwort dieser Verse. Ein Symbol, die Vergangenheit und damit seine lebensprägendste Zeit niemals außer Acht zu lassen oder gar zu vergessen. Er schöpft aus seinen Erfahrungen und Erlebnissen unvergleichliche Werke. Sie sehen, welches Potenzial sich hinter diesem Exponat verbirgt.

von Kathrin Schüßler