Briefumschlag an und von Rudolf Forster, 1940

Ein Briefumschlag an und von Rudolf Forster
DLA Marbach

Briefumschlag an und von Rudolf Forster, 1940

Junges Museum

Ein Brief von Rudolf Forster an Rudolf Forster

Ich hatte ihn gefunden, meinen Brief! Eben jenen Brief, den ich in besagter Nacht an mich selbst adressiert und abgeschickt hatte. Doch von vorn. Es war kurz vor 23 Uhr gewesen, ich saß  an meinem Schreibtisch und schrieb, schrieb um zu vergessen, schrieb, um zu verkraften. Und schickte mir selbst, was ich da verfasste.

Bald darauf verließ ich Österreich; der Schmerz und die Erinnerungen an meine erste große Liebe, Magdalena, waren zu groß geworden. Sie war Jüdin gewesen und hatte mit ihrer Familie flüchten müssen. Ich musste lernen, sie zu vergessen.
Es war im Jahre 1937 als ich meine Heimatstadt Gröbming verließ, um als Schauspieler am New Yorker Broadway  zu arbeiten. Während der Reise dachte ich die ganze Zeit an meinen Brief. Meinen Brief, der mein Geheimnis beinhaltete. Wann und wo er mich wohl erreichen würde?

Als ich in New York arbeitete, lernte ich Eleonora von Mendelssohn kennen und lieben. Als wir kurz darauf, im Jahre 1938, heirateten, waren wir sehr verliebt und wollten uns schwören uns nie wieder zu verlassen. Ich erzählte ihr viel von meinem Brief und von Magdalena, wahrscheinlich zu viel, denn nach 2 Jahren Ehe reichte Eleonora die Scheidung ein. (...)

von Emilia Rothacker