Vichy - Frankreich

Foto: Lion Feuchtwanger Les Milles
Der Schriftsteller Lion Feuchtwanger im Internierungslager Les Milles, 1940
© Feuchtwanger Memorial Library, University of Southern California

Vichy - Frankreich

Frankreich wurde nach seiner Niederlage während der deutschen Westoffensive 1940 geteilt. In dem Angriffskrieg, der vom Mai 1940 bis zum 25. Juni 1940 von Deutschland geführt wurde, unterlagen die Niederlande, Belgien, Luxemburg und Frankreich. Das deutsch-französische Waffenstillstandsabkommen von Compiègne vom 22. Juni 1940 legte die Konditionen für die Aufteilung Frankreichs fest: Der Norden mit der Hauptstadt Paris, der die Gebiete nördlich der Loire und die Atlantikküste bis zur spanischen Grenze umfasste, unterstand dem deutschen Besatzungsregime. Der Süden hingegen blieb unbesetzt. In dem Kurort Vichy formierte sich unter Marschall Philippe Pétain die konservative Regierung des „État Français“.

Ab Oktober 1940 wurde ein Judenstatut eingeführt, das Juden vor allem aus dem öffentlichen Dienst sowie aus der Presse und der Filmindustrie verdrängte. Das Regime wirkte aktiv an der Verfolgung und Deportation von Juden mit. Im Juli 1942 wurden fast 13.000 Pariser Juden in der Radsporthalle Vél d’Hiv zusammengepfercht. Im Süden kam es zu Razzien. Die festgenommenen Personen wurden auf verschiedene Lager verteilt und anschließend deportiert.

Ab 1940 setzte eine Fluchtbewegung über die neutralen Länder Spanien und Portugal nach Übersee ein. Die Ausreise gestaltete sich jedoch schwierig: Die seit 1927 ausgesprochen Einbürgerungen wurden in Anwendung des Gesetzes vom 22. Juli 1940 erneut überprüft. Häufig sprach die Pétain-Regierung Emigranten die französische Staatsbürgerschaft wieder ab. Von deutscher Seite wurde den im Ausland lebenden deutschen Juden ab November 1941 die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Viele Emigranten wurden damit zu Staatenlosen. Unter dem Druck der Gestapo wurde auch die Vergabe von Ausreisevisen stark eingeschränkt. Ohne ein solches „visa de sortie“ blieb den Emigranten nur die illegale Ausreise. Viele Emigranten flohen zu Fuß über die Pyrenäen. Andernfalls lief man Gefahr, verhaftet und deportiert zu werden. Gefangen genommene Flüchtlinge wurden gezwungen, ein Papier „Auslieferung auf Verlangen“ zu unterschreiben.

Hilfe erhielten die Emigranten unter anderem von dem Centre Américain de Secours, das vom Emergency Rescue Committee eingerichtet wurde.

Weiterführende Literatur:
Baruch, Marc Olivier: Das Vichy-Regime. Frankreich 1940-1944. Leipzig: Reclam 1996
Vormeier, Barbara: Frankreich. In: Krohn, Claus-Dietrich / von zur Mühlen, Patrik (Hg.): Handbuch der Deutschsprachigen Emigration 1933-1945. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1998, S. 213-251

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