Der Querido Verlag (1933-1940)

Werbeanzeige: Querido Verlag
Werbeanzeige des Querido Verlages in der Zeitschrift Das Neue-Tage-Buch aus dem Jahr 1935
Monacensia. Literaturarchiv und Bibliothek. München.KM M 387

Der Querido Verlag (1933-1940)

Die Mitteilung, die ich Ihnen zukommen lasse, zeigt Ihnen, daß Sie Ihren deutschen Verlag noch nicht losgeworden sind. Solange es noch einen Menschen gibt, der deutsch liest, werde ich weiterverlegen, und wenn der gestorben ist, werde ich es erst recht tun.

Fritz H. Landshoff an Vicki Baum, 1940


Nach dem Exodus deutscher Schriftsteller im Frühjahr 1933 gründete der holländische Verleger Emanuel Querido innerhalb seines Verlages eine deutschsprachige Abteilung für die in Deutschland verfolgten und verbotenen Autoren. Teilhaber und Leiter dieser Abteilung wurde Fritz H. Landshoff, der als Direktor des Kiepenheuer Verlages in Berlin bis 1933 die Geschäfte eines der programmatisch fortschrittlichsten Verlagshäuser der Weimarer Republik geführt hatte. Durch die vorzüglichen Kontakte und das verlegerische Geschick Landshoffs entwickelte sich der Querido Verlag schnell zum wichtigsten Exilverlag der Jahre 1933 bis 1940.

Schon nach wenigen Wochen hatte er Verträge mit den Autoren Heinrich Mann, Lion Feuchtwanger, Arnold Zweig, Alfred Döblin, Joseph Roth, Emil Ludwig und Ernst Toller geschlossen, deren Publikationen das Programm des Verlages über Jahre prägten. Hinzu kam Klaus Manns kämpferische literarisch-kulturpolitische Zeitschrift Die Sammlung, deren erstes Heft ebenfalls bereits im September 1933 erschien. Trotz der schwierigen Bedingungen für deutsche Bücher im Ausland konnten im Querido Verlag insgesamt 124 deutschsprachige Bücher veröffentlicht werden.

Nach dem Überfall Deutschlands auf die Niederlande wurde der Verlag im Mai 1940 liquidiert. Während Fritz H. Landshoff 1941 in die USA emigrieren konnte, wo er mit dem Verleger Gottfried Bermann-Fischer erneut einen Verlag gründete, wurde Emanuel Querido 1943 nach Sobibor deportiert und ermordet. Der Versuch Landshoffs, den Querido Verlag in den Jahren 1946 bis 1949 neu zu beleben, scheiterte an finanziellen und bürokratischen Hindernissen.

Weiterführende Literatur:
Landshoff, Fritz H.: Amsterdam, Keizersgracht 333. Querido Verlag. Erinnerungen eines Verlegers. Mit Briefen und Dokumenten. Berlin und Weimar: Aufbau Verlag 1991
Walter, Hans-Albert: Fritz H. Landshoff und der Querido Verlag 1933-1950. Marbach: Deutsche Schillergesellschaft 1997 

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