Jüdische Emigration

Jüdische Emigration bezeichnet die Auswanderung von Menschen einer sehr heterogenen Bevölkerungsgruppe, die – außer der durch das NS-Regime unterstellten Abstammung – oft wenig gemeinsam hatten. Die nationalsozialistische Rassenpolitik wies zahlreichen Menschen das Merkmal „jüdisch“ zu, die sich selbst gar nicht mit dem Judentum identifizierten. Bei vielen assimilierten Juden, die Deutschland als ihre Heimat empfanden, löste dies einen Identitätskonflikt aus. 

Genaue Angaben zu der Zahl jüdischer Emigranten sind nicht möglich, da weder  deutsche Behörden und noch jüdische Verbände hierzu umfassend Daten erhoben haben. Schätzungen zu Folge haben im Zeitraum von 1933 bis 1945 zwischen 250.000 bis 300.000 Juden und als Juden Verfolgte Deutschland verlassen. Die größte Auswanderungswelle wurde durch die Novemberpogrome 1938 ausgelöst: zwischen 33.000 und 40.000 Menschen emigrierten 1938 aus Deutschland, 1939 betrug die Zahl der jüdischen Auswanderer 75.000 bis 80.000 Personen.

Ab dem 23. Oktober 1941 galt ein Auswanderungsverbot. Im September 1941 befanden sich innerhalb der Grenzen des „Altreiches“ nur noch 75.816 Juden. Die systematische Massendeportation deutscher Juden in den Osten setzte ab dem 15. Oktober 1941 ein. Ab März 1942 wurden Vernichtungslager mit Gaskammern in Betrieb genommen. Juden und als Juden Verfolgte wurden sofort nach ihrer Ankunft dort ermordet.

Bezüglich der jüdischen Auswanderung aus Deutschland betrieb der NS-Staat eine widersprüchliche Politik. Einerseits forcierte das NS-Regime bis in die ersten Kriegsjahre die Auswanderung. Gesetze, die auf die Verdrängung aus dem kulturellen, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Leben zielten, sollten die jüdische Bevölkerung zur Ausreise bewegen. So schränkte das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 die beruflichen Möglichkeiten für Juden stark ein. Die Nürnberger Gesetze, die am 15. September 1935 erlassen wurden, bildeten die Basis der anti-jüdischen Politik und nahmen der jüdischen Bevölkerung ihre Bürgerrechte.

Werke jüdischer Künstler wurden zudem als „entartet“ diffamiert. Ihre Kunst wurde aus Museen und öffentlichen Sammlungen entfernt, darstellende Künstler mit Auftrittsverboten belegt.

Gleichzeitig behinderten aber zahlreiche Abgaben und Ausfuhrbestimmungen die Ausreise und ließen die meisten Menschen bei der Abreise fast mittellos. Hauptziele der jüdischen Emigration waren Palästina, Großbritannien und die USA.

Weiterführende Literatur:
Krohn, Claus-Dieter (Hg.): Jüdische Emigration. Zwischen Assimilation und Verfolgung, Akkulturation und Jüdischer Identität. München: Edition text + kritik 2001
Krohn, Claus-Dieter (Hg.): Das Jüdische Exil und andere Themen. München: Edition text + kritik 1986
Rosenstock, Werner: Exodus 1933-1939. A Survey of Jewish Emigration from Germany. In Leo Baeck Journal, 1956, S. 373-390

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