Formen des Antisemitismus

Reisepass von Anna Frank-Klein
Reisepass der Malerin Anna Frank-Klein mit eingestempeltem „J“ und dem Zwangsvornamen Sara, 1939
Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, Nachlass Anna Frank-Klein, EB 85/127

Formen des Antisemitismus

Aus Elementen des Antijudaismus, der religiös begründeten Judenfeindschaft, die das Christentum von Beginn an begleitete, entwickelte sich im 19. Jahrhundert der Antisemitismus, eine Judenfeindschaft, die auch soziale und rassistische Motive einbezog.

Die Nationalsozialisten machten den Antisemitismus mit seiner scheinbar wissenschaftlich fundierten Rassentheorie zur Staatsdoktrin und zielten zunächst auf die Ausgrenzung der nach ihrer Definition jüdischen Deutschen: Am 1. April 1933 organisierten sie landesweite Boykottaktion, es folgten Berufsverbote, 1935 die Verabschiedung der Nürnberger Gesetze und weitere Bestimmungen, die Juden schrittweise aus dem gesamten öffentlichen Leben ausschlossen. Betriebe, deren Inhaber Juden waren oder als jüdisch galten, wurden „arisiert“, 1939 wurden mit einem „J“ gestempelte Kennkarten eingeführt, 1941 folgte die Einführung des „gelben Sterns“, der sichtbar getragen werden musste. Viele der von den Diskriminierungen Betroffenen entschlossen sich, Deutschland zu verlassen. Deren Zahl erhöhte sich noch einmal deutlich nach den gewaltsamen Pogromen im November 1938.

Die neuen gesetzlichen Bestimmungen wurden propagandistisch begleitet. In der Presse, in Filmen, Theaterstücken und Ausstellungen, mit Karikaturen, Spruchbändern und Verbotsschildern wurden Juden verunglimpft. Um die Judenfeindlichkeit in der Bevölkerung zu schüren, griff man auf tradierte antisemitische Stereotype zurück: Juden wurden als verschlagen, geldgierig, sexuell pervertiert und krankhaft dargestellt. Eine geheime jüdische Verschwörung beabsichtige außerdem, die Weltherrschaft an sich zu reißen – dies sei der Untergang der „arischen“ Völker. Viele Deutsche profitierten von der Politik gegenüber der jüdischen Bevölkerung, beispielsweise bei Enteignungen oder Versteigerungen von Besitz ihrer jüdischen Nachbarn.  

Die Verfolgung von Jüdinnen und Juden wurde von den Nationalsozialisten mit beispielloser Konsequenz durchgeführt: Die systematische Ausgrenzung, Entrechtung und Enteignung mündete in die Absicht zur Vernichtung der Juden Europas. Es folgte ein Genozid, in dem fast sechs Millionen Jüdinnen und Juden ermordet wurden. 

Weiterführende Literatur:
Bergmann, Werner: Geschichte des Antisemitismus. München: Beck 2000
Enzyklopädie des Holocaust. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden. Hg. Israel Gutman, Hg. der deutschen Ausgabe Eberhard Jäckel, Peter Longerich und Julius H. Schoeps. Band I: A-H, München, Zürich: Piper 1991, S. 51-68