Der deutsche PEN-Club im Exil 1933-1948

Mitgliederliste: Deutscher Pen-Club
Mitgliederliste Deutscher Pen-Club im Exil, 18. November 1938
Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, Unterlagen des Deutschen PEN-Clubs im Exil ("Exil-PEN"): 1933-1940, EB 75/175-787

Der deutsche PEN-Club im Exil 1933-1948

PEN steht für Poets, Essayists, Novelists. Als internationale Schriftstellervereinigung wurde der Verband 1921 in London gegründet. Kernaufgabe sollte sein, Schriftsteller unabhängig von ihrer Herkunft, Religion oder Nation zusammenzubringen und damit einen Einsatz für internationalen Frieden zu leisten. Stand der PEN während seiner Gründung noch unter dem Motto „No politics in the P.E.N. Club“, politisierte er sich im Verlauf der Jahre, um im Fall von Zensur, Unterdrückung und Verfolgung Druck auf die jeweilige Regierung aufbauen zu können.

1925 hatte sich auch ein Deutsches PEN-Zentrum gegründet, dessen Präsidentschaft Alfred Kerr übernommen hatte. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde das deutsche Zentrum gleichgeschaltet. Nach dem 11. Internationalen PEN-Kongress in Ragusa Ende Mai 1933 trat der deutsche PEN aus dem Internationalen Verband aus. Sowohl Hermon Ould, der Sekretär des internationalen PEN, als auch der Dramatiker Ernst Toller hatten die Haltung der deutschen PEN-Gruppe kritisiert und die Bücherverbrennungen, Ausgrenzung und Verfolgung jüdischer und politisch unliebsamer Künstler angeprangert.

Im Londoner Exil bemühten sich die versprengten deutschsprachigen Exilschriftsteller um eine Neugründung. Der deutsche PEN-Club im Exil sollte von nun an die deutsche Literatur im internationalen PEN vertreten. Im April 1934 wurde Heinrich Mann Präsident, von Dezember 1933 bis Juni 1940 war Rudolf Olden Sekretär.

1934, beim 12. Internationalen Schriftstellerkongress im schottischen Glasgow, wurde der deutsche Exil-PEN offiziell anerkannt. Die Mitgliedschaft im deutschen Exil-PEN vermittelte den auf der ganzen Welt verteilten exilierten Schriftstellern ein Gefühl des Zusammenhalts und bot ihnen ein gemeinsames Forum. Zu den Bemühungen der Gruppe gehörten auch Hilfsaktionen für bedrohte Schriftsteller aus der Tschechoslowakei und – als feindliche Ausländer – internierte Schriftsteller.

Nach dem Krieg gründete sich der deutsche PEN im Jahr 1947 neu, spaltete sich jedoch mit der Entstehung der beiden Nachfolgestaaten Bundesrepublik Deutschland und Deutsche Demokratische Republik in zwei Zentren. Die Sektionen West und Ost wurden 1998 als Deutsches PEN-Zentrum zusammengeführt. Für exilierte Schriftsteller bietet es das Exile Network an und ist Teil des Writers in Prison Commitee. Der im Exil gegründete Exil PEN, dem Ernst Toller, Klaus Mann und viele andere angehörten, wurde als PEN-Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland auch nach 1945 weitergeführt. Zu den Ehrenmitgliedern zählen beispielsweise Inge Deutschkrohn, Judith Kerr-Kneale und Paul Nizon. Die Geschichte des Exil-PEN lässt sich heute anhand von Archivmaterial, das die Schriftstellerin und PEN-Sekretärin Gabriele Tergit 1975 im Namen der damaligen Geschäftsführung an das Exilarchiv der Deutschen Nationalbibliothek übergab, gut rekonstruieren.

Weiterführende Literatur:
Der deutsche PEN-Club im Exil 1933-1948. Eine Ausstellung der Deutschen Bibliothek Frankfurt am Main. Frankfurt am Main: Buchhändler-Vereinigung GmbH 1980
Asmus, Sylvia / Eckert, Brita (Hg.): Rudolf Olden. Journalist gegen Hitler – Anwalt der Republik. Eine Ausstellung des Deutschen Exilarchivs 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek. Leipzig, Frankfurt am Main, Berlin: Deutsche Nationalbibliothek 2010
Peitsch, Helmut: „No Politics“?: Die Geschichte des deutschen PEN-Zentrums in London 1933 – 2002. Göttingen: V und R Unipress 2006

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